Von der österreichischen Abteilung, welche, durch Arbeiten von Ausländern (Reichs-
deutschen) vermehrt, die überwiegende Mehrheit der Werke enthält, ist wenig Neues
zu sagen. Erfreulich ist das Auftreten der Architekten, die mit großen Photographien
und Hausrnodellen das Interesse weiterer Kreise auf die Baukunst zu lenken suchen,
welche leider neben der Malerei und Plastik in den Kunstausstellungen so selten das
Wort erhält.
Weniger erfreulich ist das sonst so siegesgewisse Auftreten der mondänen Porträt-
malerei, die zumeist ohne die üblichen Sensationemaber darum nicht glücklicher erscheint.
Im übrigen ist vielerlei Gutes mit Schwachem durchsetzt, Können und Versagen. Karl
Sterrer tritt mit einer ernsten, großen Arbeit, der heiligen Familie, aus dem Rahmen der
Umgebung.
Überraschung und feinen Genuß bietet Ungarns Arbeit. Man sieht mit Bedauern, wie
fremd uns die künstlerische Tätigkeit Ungarns wurde und wie viel wir durch die Seltenheit
der Fühlungnahme entbehren.
Innig ist der Kontakt der offiziellen Kunst der andern Reichshälfte mit den künst-
lerischen Kreisen des Auslandes, insbesondere Frankreichs. Die großen Entwicklungs-
formen der letzten Jahrzehnte spiegeln sich lebendiger an den jenseitigen als an den
diesseitigen Ufern der Leitha im Künstlerhause. Wenn man aus den österreichischen in
die ungarischen Räume tritt, so empfindet man eine ganz andere Atmosphäre. Es ist, als
ob man aus einer gemütlichen breiten österreichischen Geselligkeit in die Kreise einer
weltmännischen, wenn auch internationalen Kultiviertheit träte. Spezifisch ungarisches,
nationales Gepräge ist allerdings außer im Gegenständlichen nicht zu entdecken. Wir sehen
französischen Geist in guter Malerei nachwirken, die aus den Zeiten der großen Impres-
sionisten bis zu jenen der jüngsten Expressionisten vertreten ist. Denn das Gebotene um-
faßt doch die Periode von mehr als zwei Jahrzehnten. Rippl-Ronais Arbeiten reichen bis
1890 zurück und bringen auch aus igxo Pariser Eindrücke. Auch Vaszarys tonschöne
Arbeiten umfassen eine längere Zeit und sind fast durchwegs in öffentlichem oder privatem
Besitz. Der Eigentumsvermerk städtischer und staatlicher Museumsanstalten und rühriger
Privatsarnn-iler ist in erfreulicher Weise häufig zu finden.
Man sieht noch die Einwirkung Manets und findet die Nachwirkung Cezannes; aber
auch Picasso und Matisse haben auf ungarische Kunst EinHuß erlangt. Trotzem ist es
nicht Nachahmungstrieb allein, der aus den Werken spricht. Die Anregungen Frankreichs
sindverarbeitet und umgesetzt, in tüchtigerWeiterentwicklung aufgenommen. Große, starke,
national gefärbte Individualitäten finden wir nicht. Dafür aber jene angenehm und wohl-
tuend ausgebildete malerische Kultur, welche durch langjährigen und nahen Kontakt mit
französischer Malerei zu gewinnen ist.
Die Förderung, welche diese Bestrebungen in den offiziellen Kreisen und bei Privat-
sammlern Ungarns finden, ist eine schöne Bürgschaft für den Erfolg und die Dauer solcher
Leistungen.
KLEINE NACHRICHTEN SV
ERLINER KÜNSTCHRÜNIK. Die Steine reden . . . und ihre Farben klingen.
Und diesmal sind es nicht einmal die Schätze Indiens, sondern deutsche Edelsteine
aus dem Schacht unserer Mittelgebirge, von der Baltenküste und dann allerdings auch aus
dem Wüstensand unserer Kolonien im Südwest.
Eine Ausstellung zum Besten des Roten Kreuzes zeigt in zierlichen Glasschreinen
solche bunte Beute jetzt in Berlin. Ein Diamantenregen ist ausgeschüttet: afrikanische
Glitzerfrüchte, und wie ein Märchen hört sich's an, wenn man vernimmt, daß in dem
jungfräulichen Neuland die Diamanten buchstäblich „auf der Straße lagen". Meerstrand-
streifen bargen die Steine lose in sich; da der Wind den feinsten Sand entführte, sammelten