Eine stattliche Ernte von Neuerwerbungen hat 4 wie eine Sonderausstellung zeigt-
das Berliner Kunstgewerbemuseum im Jahre 1913 gehalten. Ein Stück von hohen Graden
ist der westfälische Teppich aus dem Jahre 1548, ein Muster für die Bildwirkerei der
Renaissance. Ein Hochzeitsmahl mit Fackeltanz voll lebensgroßer Figuren stellt sich dar
nach dem Entwurf des Soester Meisters Heinrich Aldegrever, und eine Besonderheit liegt
noch darin, daß die Wandmalereien des Saales, der sein Schauplatz, das jüngste Gericht
nach Dürer wiedergeben.
Die Musikanten tragen das Hohenzollern-Wappen, doch läßt sich über die Beziehung
des Vorgangs zum Haus Brandenburg nichts nachweisen.
Sehr bereicherte sich die keramische Abteilung: durch den polychrom glasierten
Nürnberger Hafnerkrug um 1545 mit dem Relief des Paris-Urteils und dem Bildnis Karls V.,
durch Zuwachs an Porzellan der Berliner Manufaktur (Trippels Fürstenbundgruppe und
einen Tafelaufsatz in Rot und Gold mit einem von vergoldeten Fraueniiguren getragenen
Fruchtkorb, dessen Einzelteile jetzt aus der Diaspora gesammelt und wieder vereinigt
wurden), ferner der Waschbrunnen, frühmeißner Herkunft (vor 1730), modelliert von Bild-
hauer Kirchner.
Ferner sieht man seltene Metallwerke, so einen Silherpokal in Birnenform, von
einem Kölner Meister um 1550 nach einem Ornamentstich des Virgil Solis gefertigt.
Eine kleine Sammlung für sich bildet die Kollektion der feinen und zierlichen
Arbeiten aus der 1804 gegründeten Berliner Eisengießerei, darunter die charakteristische
Reihe der Neujahrsplaketten, vollständig von 1805 bis 1848. Und besonders wichtig
erscheint die reiche Erwerbung von Kostümen des XVIII. Jahrhunderts: drei seidene '
Damenkleider des Rokoko und Kavaliertrachten aus Brokat und Lyoner Samt, mit schwerer
Silberstickerei und prunkvoller Nadelmalerei. P.
ON DEUTSCHER KLEIDER ART UND KUNST. „Kleider aus deutschem
Material nach Entwürfen deutscher Künstlerinnen" heißt die Parole einer von der
Firma Mannheimer zum Besten des „Roten Kreuzes" veranstalteten Ausstellung. Eine
Vorschau ist es für das Reich der Frau, das im Rahmen des Werkbund-Frühlings in Köln
gezeigt werden soll. Die Leitung hatte Lilly Reich, von der ich im vorigen Jahr in Hamburg
im Sanatorium Pariser-Latz eine sehr dekorative Luftbadanlage, eine reizende Archi-
tektur- und Gartenvignette sah.
Hier ward ein feingestimmtes Ensemble geschaffen, sammlerhaft bieten sich alte
Modekupfer und Stiche, zum Teil aus Bruno Pauls Sammlung dar; in kleinen holz-
gefütterten Seitenkojen glänzt in Vitrinentischen das edle Schmuckwerk Lettres; Lotte
Pritzel-Puppen in ihrem Chiifongewuschel frisson-erschauernd sehen uns mit vampyrischen
Augen und grellrotem Mund im bleichfahlen Antlitz an. Über den Titel des Katalogs hat
Orliks leichte Hand einen bunten schwirrenden Falterschwarm von Blüten verstreut, und
zwischendurch schlingen sich farbige Flatterbänder, so daß man meistersingerlich
variierend vor sich hinsummen kann; „Das Blumenkränzlein von Seiden fein, wird's diesen
Kleidern beschieden wohl sein?" So wandelt man mit bedächtiger Schnelle zwischen den
Künsten zu der Halbrundbühne, in Schwarz und Lila aufgeschlagen, über deren Stufen
dann in den Saal die zierigen Mannequins mit drehenden zurückweichenden Gebärden
herabtrippeln, als stiegen sie zum Bad in ein Wasserbassin. Was ihr Maskenzug uns
brachte, das hat nun glücklicherweise nicht viel mehr mit jener schrecklich unförmigen
Reformbewegung unbegabter Malweibchen zu tun, denen Oskar Wildes Wort galt: „Sie
wollen persönlich gekleidet gehen, aber es gelingt ihnen nur, unordentlich auszusehen."
Das Damenhaüze, der Kontakt mit dem Modischen, wohltemperiert durch die Rücksicht auf
die natürliche Linie und das Menschenrecht des Körpers, wird betont. Nur Frau Muthesius,
die Gattin des sachlichsten und fast puritanischen Baumeisters, hält an ihrem Dichten
und vor allem an ihren Trachten fest. Sie komponiert ihre „Gewänder" im Servanten-
und Altmahagonistil und mit Wollblümelei nach der Weise „Wir winden Dir den Jungfern-