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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 3)

war Eitelberger der richtige. von der Vorsehung gesandte Mann. Gelehrter und Forscher, 
dessen unermüdlicher Geistesarbeit auf einem von der Wissenschaft noch wenig bebauten 
Boden immer neue Einsichten zuströmten, politisch und nationalökonomisch in einem für 
seine Zeit außerordentlichen Maße geschult, mit feinem Sinne für die Erfassung des Not- 
wendigen und Erreichbaren ausgestattet, voll lebendigen Verständnisses für die geistigen 
und sittlichen Mächte alles künstlerischen Schaffens, von hinreißendem Temperament 
erfüllt, Propagandist und Agitator, kühn, rücksichtslos wenn es notwendig war. mit 
allen führenden Persönlichkeiten der Gesellschaft wie mit dem Manne aus dem Volke in 
Fühlung, Altösterreicher und Neuösterreicher zugleich, vereinigte er alle Fähigkeiten in 
sich, um ein völlig neues Arbeitsfeld mit durchaus neuen fruchtbaren Gedanken auszu- 
statten. Auch irrend verehrungswürdig, auch kämpfend und herrschend nicht unduldsam, 
sondern voll Anerkennung für ernstes Streben Anderer. Ein Kind seiner Zeit, eine Eigen- 
persönlichkeit von durchaus originellem Charakter, fand er Ergänzung und Hilfe in ]akob 
Falke, einem weicheren, bedächtigeren Manne, einem feinen Ästheten, dem das Sprechen 
und Schreiben leicht war und dessen Schriften die Grundsätze, Ziele, Ideale und Illusionen, 
auf denen die Wirksamkeit des Museums aufgebaut war, und die Fülle der gewonnenen 
Erkenntnisse in liebenswürdiger und gewinnender, immer neuer Form verkündet haben. 
An seinen Namen knüpft sich der glanzvolle Aufschwung der Ausstellungstätigkeit des 
Hauses, nicht so sehr der modernen als der kulturhistorischen, die die wertvollsten Ein- 
blicke eröffneten. In langjähriger stiller Arbeit war jenen beiden Männern Bruno Bucher 
verbunden. Ein strenger klarer Geist, ein Mann, der immer und überall Ordnung und 
Klarheit suchte, von Haus aus Künstler, dann Publizist, einen nicht farbenprächtigen, aber 
kristallhellen Stil schreibend, kein Vielschreiber, ein Denker; ihm dankt die Organisation 
und Administration des Hauses viel, aber auch um die Bearbeitung der Sammlungen hat 
er sich hochverdient gemacht, und seine Kennerschaft war groß. Er hatte den Sinn für 
das Kommende, aber zu spät und für zu kurze Zeit gelangte er zu leitender Stellung, als 
daß er mit seiner reichen Erfahrung und seinem sachlichen Ernste es vorbereiten und in 
ruhige Bahnen der Entwicklung hätte leiten können. In stürmisch bewegter Zeit, die noch 
nicht 20 Jahre hinter uns liegend uns doch schon sehr ferne dünkt, ward Artur von Scala 
von der Regierung berufen und mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet, die Be- 
ziehungen dieses Hauses zum Leben neu zu erfassen und die wirtschaftlich-technische 
Kunstgewerbeförderung schärfer zu betonen, als dies bis dahin der Fall gewesen war. Ein 
energischer Mann voll Weltkenntnis, wußte er im Kampfe gegen Hergebrachtes, den er 
nicht scheute, Leben zu verbreiten, das Gewissen der Zeit und das Verantwortlichkeits- 
gefühl aufzurütteln, den Horizont zu erweitern. War das Österreichische Museum dem öffent- 
lichen Bewußtsein nie entschwunden, so stellte er es erst wieder recht in den Mittelpunkt 
des Interesses, und wenn es auch wiederstreitende gewesen sind. Daß das Schaffen der 
Zeit in neue Bahnen gelenkt, das Ausstellungswesen unter enormer Teilnahme des Publi- 
kums auf erweiterte Grundlagen gestellt, den historischen Sammlungen, die er durch die 
Gewinnung der orientalischen Sammlung des Handelsmuseums hervorragend bereicherte, 
durch die Schaffung des neuen Hauses Raum, Luft und Licht gegeben werden konnte, ist 
außer der Regierung und der stets mächtigen Hilfe des Kuratoriums vor allem diesem 
Manne zu danken, der wohl beanspruchen darf, wenn auch in anderer Weise als seine 
Vorgänger, als eine Persönlichkeit von starker Eigenart in der Geschichte Neuösterreichs 
festgehalten zu werden. Sie alle und viele andere Führer und Mitarbeiter aus dem Kreise 
der diesem Hause eng verbunden gewesenen Künstler, wie Laufberger, Storck, Teirich, 
Sturm, und aus dem Kreise der damals führenden Architekten Wiens, wie Heinrich von 
Ferstel, Theophil von Hansen, Friedrich von Schmidt, sind uns längst entrissen; ihr 
Andenken grüßen wir am heutigen Tage mit Achtung und Dankbarkeit. 
Und wenn wir von den Personen auf die Sache blicken, welch reiche Fülle geleisteter 
Arbeit, zusammengetragener Schätze, ausgeübter Wirkung, bereitete: Erhebung und Ver- 
edlung in weitem Kreise offenbaren sich dem rückwärtsschauenden Auge. Fast ohne Mittel
	        
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