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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 3)

genommen hat, üben die Vorträge des Museums auch heute noch eine große, eine gegen 
früher erhöhte Anziehungskraft aus. Das Österreichische Museum ist auch das erste 
wissenschaftliche Institut Wiens und Österreichs gewesen, das den Vorträgen den 
Projektionsapparat dienstbar gemacht hat. 
Kein Kunstgewerbemuseum der Welt hat dem Ausstellungswesen solche Ausdehnung 
gegeben und solche Bedeutung zugemessen wie das unsrige. In den Zeiten, da die histo- 
rischen Sammlungen noch unbedeutend waren, wurde den historischen Ausstellungen 
breiter Raum gewährt, aber schon Eitelberger hat, immer von praktisch erziehlichen und 
wirtschaßlichen Gesichtspunkten geleitet, dem lebenden heimischen Kunstgewerbe hier 
eine Stätte bereitet zur Vorführung seiner Leistungen und zur Aufweisung der Mittlerrolle, 
welche das Museum seinen Statuten gemäß zwischen Industrie, Handwerk und ent- 
werfenden Künstlern zu erfüllen hat. Die Popularität des Instituts ist vor allem auch 
dieser Tätigkeit zu danken, und durch die 200 kleineren und größeren Ausstellungen 
historischen und modernen Charakters, auf die wir hinweisen können, ist reiche Belehrung 
und Förderung gestiftet und vielen, sehr vielen SchaHenden die Möglichkeit der Ent- 
wicklung und der Erlangung von Ansehen geboten worden. Immer wurde Gewicht darauf 
gelegt, die Edelarbeit und damit die Kultur des Lebens zu heben. Irrungen und Fehlgriffe 
werden nie das Gesamtbild dieser fruchtbaren Arbeit zu trüben vermögen. Mit Dank 
erfüllt uns das Bewußtsein der Anhänglichkeit und Mitwirkung der produzierenden Kreise, 
zu deren Nutzen dieses Haus errichtet wurde. Wenn wir die lange Reihe von Persön- 
lichkeiten überblicken, die die Dienste des Museums in Anspruch nahmen und seine 
Bestrebungen unterstützten, von denen viele schon dahingegangen sind, so steht als 
leuchtendes Muster dieser treuen Mitarbeit der Altmeister der österreichischen Kunst- 
industrie Ludwig Lobmeyr vor uns, der als erster vor 50 Jahren sich Eitelberger anschloß 
und heute, wenn auch vom Alter gebeugt, noch unermüdlich tätig ist, nie stillestehend, 
immer vorwärtsstrebend. 
Daß ein Institut so voll Lebenskraft und zeitgemäßer Organisation Schule machen 
und auf viele der besten Geister der Zeit anziehend wirken mußte, ist klar. Der moderne 
Museumsbetrieb, noch nicht am Ende seiner Entwicklung, ist von Eitelberger mit klarem 
Blicke erfaßt und organisiert worden. Wir dürfen es mit Stolz aussprechen, daß eine 
Reihe hervorragender Männer hier eine für ihr Leben entscheidende Einwirkung empfangen 
hat. Justus Brinckmann, der Altmeister der deutschen Museumsleute, hat, unter Eitel- 
bergers Einfluß im Ballhause als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter tätig, dort den Übertritt 
von der Naturwissenschaft zur Kunstwissenschaft vollzogen. Hugo von Tschudi hat hier 
seine Lehrjahre absolviert. Franz Wickhoff, Hubert Janitschek und Alois Riegl, jahrelang 
Beamte des Hauses, haben von hier aus ihren Weg zu hochangesehener Stellung als 
Universitätslehrer genommen, Lippmann wurde an die königlichen Sammlungen in Berlin 
berufen. Direktor Frauberger in Düsseldorf und Professor Direktor Masner in Breslau, die 
wir mit Freude als unsere Ehrengäste hier begrüßen, haben die österreichische Museums- 
tradition nach dem Deutschen Reiche getragen, letzterer ist uns lange jahre ein aus- 
gezeichneter, hochverehrter Mitarbeiter in diesem Hause gewesen. 
Als Österreichisches Museum hat das Institut stets die Förderung verwandter 
Bestrebungen in den Kronländern und im ungarischen Staate mit wärmster Sympathie 
begrüßt, gebend und nehmend haben wir mit den gleichen Zielen zustrebenden Instituten 
treue Arbeitsgemeinschaft gehalten. Es ist uns eine Ehre und Freude, den Vertreter 
Ungarns und zahlreiche Vertreter der österreichischen Länder hier in unserer Mitte zu 
sehen. Was sonst die Menschen trennen mag und verfeindet, die Kämpfe des Tages, 
haben vor den Toren dieses Hauses haltgemacht. Es beglückt uns, daß das heutige 
Fest uns aber auch Kundgebungen der Achtung und Interessengemeinschaft und der 
begeisterten Schätzung unserer herrlichen Stadt aus zahlreichen Zentren der deutschen 
Staaten, aus Belgien, Dänemark, England, Frankreich, Holland, Italien, Norwegen, 
Rumänien und der Schweiz gebracht hat. Wir fühlen und wissen, daß das Österreichische
	        
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