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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 3)

sicher von großer Bedeutung hätte 
sein müssen, meint kurz, dieselbe sei 
zuviel restauriert und zu unvollständig, 
als daß man darüber eine genaue 
Meinung äußern könnte. Ich habe den 
Verdacht, er habe die Pala nur aus 
dem Führer „Fulin-Molmenti" kennen 
gelernt. Dadurch entschuldige ich ihn 
gewissermaßen, denn ich möchte sein 
Wissen und seine stilistischen Kennt- 
nisse nicht in Verdacht ziehen. 
Direkt amüsant ist hingegen die, 
übrigens leicht erklärliche Art, wie 
Adolfo Venturi in einen verhängnis- 
vollen Irrtum verfiel." Er sieht näm- 
lich in unserer Pala rohe „romanische 
Formen" (una forma romanica rozza) 
und hält sie für unwürdig jeder Behand- 
lung. Es ist nicht schwer, sich in den 
Gedankengang Venturis bei der Beur- 
Äbte. Mutant).Domzhemggmonatus} um teilung dieser forma romanica rozza 
(phogogn Aünarj) zu versetzen. Die Pala hat er nie ge- 
' sehen, denn er hätte kaum „romani- 
sche Formen" darin gefunden. Hingegen ist er bei der Benutzung der 
Guidenliteratur auf das Jahr 1290 gestoßen, hat diese Zahl als sichere 
Datierung des Werkes angenommen und da er ziemlich vertraut ist mit der 
venezianischen Skulptur des Mittelalters und ungefähr weiß, wie ein Werk 
der Goldschmiedekunst, das um 1290 in Venedig entstanden ist, aussieht, 
so hat er ruhig, über jede Autopsie erhaben, unsere Pala einer langen 
Reihe von Werken die „rohe romanische Formen" aufweisen, angegliedert. 
Um systematisch vorzugehen, müssen wir vor allem untersuchen, ob 
die einzelnen Teile der Pala gleichzeitig entstanden sind, oder ob in späterer 
Zeit etwas hinzugefügt wurde (wie Fulin-Molmenti und Gabelentz meinen) 
und ob so starke Restaurierungen daran zu finden sind (wie es am liebsten 
Molinier hätte), die uns ein Urteil, das heißt eine auf Grund von stilistischen 
Eigenarten gewonnene Datierung, als etwas Unmögliches hinstellen könnten. 
Die fünf Teile der Pala sind gleichzeitig. Sie sind das Produkt einer 
gleichzeitigen Kunst, einer gleichzeitigen Werkstatt. Es genügt der Ver- 
gleich einiger Köpfe und jener derFaltenbehandlung der Figuren am mittleren 
und am zweiten Streifen, um uns davon zu überzeugen. Der Engelskopf des 
Johannessymbols am vierten Streifen deckt sich mit jenen der adorierenden 
Engel zur Seite der Madonna. Die Figuren der Kirchenväter, wenn sie auch 
bewegter erscheinen mögen, sind sie dennoch in der Behandlung der Köpfe 
' Adolfo Vemuri, Storia delParte ixaliana. Bd. IV. 

	        
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