sicher von großer Bedeutung hätte
sein müssen, meint kurz, dieselbe sei
zuviel restauriert und zu unvollständig,
als daß man darüber eine genaue
Meinung äußern könnte. Ich habe den
Verdacht, er habe die Pala nur aus
dem Führer „Fulin-Molmenti" kennen
gelernt. Dadurch entschuldige ich ihn
gewissermaßen, denn ich möchte sein
Wissen und seine stilistischen Kennt-
nisse nicht in Verdacht ziehen.
Direkt amüsant ist hingegen die,
übrigens leicht erklärliche Art, wie
Adolfo Venturi in einen verhängnis-
vollen Irrtum verfiel." Er sieht näm-
lich in unserer Pala rohe „romanische
Formen" (una forma romanica rozza)
und hält sie für unwürdig jeder Behand-
lung. Es ist nicht schwer, sich in den
Gedankengang Venturis bei der Beur-
Äbte. Mutant).Domzhemggmonatus} um teilung dieser forma romanica rozza
(phogogn Aünarj) zu versetzen. Die Pala hat er nie ge-
' sehen, denn er hätte kaum „romani-
sche Formen" darin gefunden. Hingegen ist er bei der Benutzung der
Guidenliteratur auf das Jahr 1290 gestoßen, hat diese Zahl als sichere
Datierung des Werkes angenommen und da er ziemlich vertraut ist mit der
venezianischen Skulptur des Mittelalters und ungefähr weiß, wie ein Werk
der Goldschmiedekunst, das um 1290 in Venedig entstanden ist, aussieht,
so hat er ruhig, über jede Autopsie erhaben, unsere Pala einer langen
Reihe von Werken die „rohe romanische Formen" aufweisen, angegliedert.
Um systematisch vorzugehen, müssen wir vor allem untersuchen, ob
die einzelnen Teile der Pala gleichzeitig entstanden sind, oder ob in späterer
Zeit etwas hinzugefügt wurde (wie Fulin-Molmenti und Gabelentz meinen)
und ob so starke Restaurierungen daran zu finden sind (wie es am liebsten
Molinier hätte), die uns ein Urteil, das heißt eine auf Grund von stilistischen
Eigenarten gewonnene Datierung, als etwas Unmögliches hinstellen könnten.
Die fünf Teile der Pala sind gleichzeitig. Sie sind das Produkt einer
gleichzeitigen Kunst, einer gleichzeitigen Werkstatt. Es genügt der Ver-
gleich einiger Köpfe und jener derFaltenbehandlung der Figuren am mittleren
und am zweiten Streifen, um uns davon zu überzeugen. Der Engelskopf des
Johannessymbols am vierten Streifen deckt sich mit jenen der adorierenden
Engel zur Seite der Madonna. Die Figuren der Kirchenväter, wenn sie auch
bewegter erscheinen mögen, sind sie dennoch in der Behandlung der Köpfe
' Adolfo Vemuri, Storia delParte ixaliana. Bd. IV.