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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 5)

kanne, die den Vorgang verständlich macht, tritt auf dem 
erstgenannten Exemplar ein Felssockel, dem die vier- 
kantige Unterlagsplatte fehlt, wodurch sich der Höhen- 
unterschied erklärt. Die Straßburger Figur mißt nämlich 
235 Millimeter Höhe bei einem Sockeldurchmesser von 
85: 90 Millimeter und ist nebst dem Wappen der Stadt 
Toul an der Rückseite des Sockels mit dem Namen 
Cyfße bezeichnet. 
Der treffliche Bildhauer Paul Louis Cyffle ( r 724 bis 
1806), der mit siebzehn Jahren von Brügge nach Paris 
zog, bei seinem Onkel, einem Goldschmied, arbeitete, 
schon x751 modeleur et ciseleur du roi und 1757 Hof- 
bildhauer des Königs Stanislaus Leszczynski wurde, 
hat nebst größeren Arbeiten für die lothringischen 
Schlösser, Denkmälern und Brunnen, eine Reihe an- 
mutiger Kleinplastiken geschaffen, namentlich für die 
Fayencefabrik von Luneville, die er seit 1768 leitete. 
Seine Modelle hat er nach deren Auflösung 1780 an die 
Fabrik in Niederweiler verkauft. Auch die Manufaktur 
 
Drehleierspielerin, Nieder- 
_ _ _ _ _ Weiler (Ernest Schneider, 
in St. Amand hat S16 benutzt. Die im Geiste des Greuze Straßburg im Elsaß) 
gehaltenen volkstümlich sentimentalen Gruppen, unter 
denen man den pfeifenden Schuhiiicker mit dem Star und die lauschende 
Strumpfstopferin nicht bloß in der unglasierten Terre de Lorraine, sondern 
auch in bemalter Fayence und in Niederweiler Porzellan findet, haben ihre 
Beliebtheit bis heute bewahrt. Die Pariser Ausstellung 
x878 brachte Ausformungen davon aus der Fabrik von 
St. Clement; die Fabrik in Toul benutzt noch heute 
seine Modelle, wie das vorliegende Beispiel zeigt. 
Am feinsten gelangen die Figürchen von Nieder- 
weiler, der schon 1735 begründeten Fayencefabrik, die 
seit der ersten Hälfte der sechziger Jahre - vermut- 
lich durch einen hier nachweisbaren Wiener Porzellan- 
arbeiter - auch in die Porzellanerzeugung eingeführt 
war und nun Figürliches nebeneinander in beiden 
Stoffen herstellte. Gerade die Porzellanbildnerei mußte 
aber schon 1766, wenigstens für einige Jahre, wieder 
eingestellt werden, als mit dem Tode Stanislaus Le- 
szczynskis Lothringen an Frankreich fiel und daher 
. das Porzellanprivilegium von Sevres beachtet werden 
mußtef" 
Eine in der Haltung und Kleidung der gleich zu 
erwähnenden ähnliche Drehleierspielerin, die aber auf 
dem Kopftuch noch einen Hut mit aufgeschlagener 
 
Winzer, Niederweiler, 
(Ernest Schneider, Straß- 
burg im Elsaß) ' Emil Heuser, Niederweiler. (Cicerone VI, S. 52.)
	        
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