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Hiermit ist die Reihe bemerkenswerter Fayenceliguren, die sich in der
Brünner Ausstellung zusammenfanden, wie aus der anmutigen Züricher
Dame mit dem Muff zu ersehen, keineswegs erschöpft, und es wird sich
Gelegenheit finden, darauf noch zurückzukommen. Manche der berühmtesten
Stücke, wie der Höchster Truthahn von johann Zeschinger, konnten ja den
mit einer Ausstellung immer verbundenen Reisegefahren nicht ausgesetzt
werden. Aber die Ausstellung dürfte immerhin wenigstens den Anlaß gegeben
haben, daß für verschollen gehaltene Modelle aus ihrem unfreiwilligen
Versteck zum Vorschein kommen und sich das Bild der figürlichen Fayence-
plastik alsbald bereichert und vervollständigt.
Diesem Zwecke dient ein in Vorbereitung befindliches, die gesamte
Fayenceplastik umfassendes Tafelwerk des Verfassers, der für einschlägige
Nachrichten zu besonderem Danke verptiichtet wäre.
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ASS unter den Städten diesseits der Alpen keine
so stark und unmittelbar italienisch wirkt wie
Salzburg, ist oft und oft hervorgehoben und aus-
führlich begründet wordenfk unter den verschie-
denen Elementen, die dem Stadtbilde diesen
eigentümlichen Charakter verleihen, soll heute
nur eines besprochen werden, das in diesem Zu-
sammenhange bisher weniger beachtet wurde:
die Brunnen. Nicht nur daß die Wasserversorgung
Salzburgs von Anfang an besondere Aufmerk-
samkeit fand und - gleichwie dies in Rom der
Fall ist - die mittelalterliche und moderne Stadt direkt an das Erbe der
Antike anknüpfen konnte, nicht nur daß es hier -- wiederum wie in Rom -
eine so reiche Fülle von Zisternen und Brunnen aller Art, von Bacharmen
und Kanälen, von Wasserläufen und -leitungen gibt, daß sich beinahe eine
systematische Darstellung aller Typen von Wasserversorgung daran knüpfen
ließef" sondern auch darin kann Salzburg Rom verglichen werden, daß man
zu allen Zeiten versuchte, die Ausmündungen des lebendigen und leben-
spendenden Elements künstlerisch und monumental zu gestalten. Standen
hier auch nicht die Mittel zur Verfügung, das Wasser in mächtigem Schwall
durch kolossale Triumphbogen einströmen zu lassen oder ihm Felsensockel
zu schaffen, über die es in breiten Kaskaden herabbrausen konnte, so ist
"' Vgl. A. R. v. Steinhausen, „Über den Profanbau in Salzburg und das altsalzburgische Bürgerhaus" in
Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde XXVIII, S. 203. und A. Riegl, „Salzburgs Stellung
in der Kunstgeschichte" daselbst XLV., S. 1 H.
"" Ausführlich handelt hierüber F. V. Zillner im (IX.) Abschnitt: „Brunnen und Wasserleitungen" seiner
Geschichte der Stadt Salzburg (Salzburg m85), I. Buch, S. 154 ff.