nordisch ist auch der Typus des Brunnens selbst mit der achtseitigen rot-
marmornen Brüstung und dem schrniedeeisernen Gehäuse, das eine breit-
randige Blechhaube abschließt (Abb. I). Diese Form, die den Brunnenschacht
durch ein dichtes Eisengel-lecht vorsorglich vor jeder Trübung und Schädigung
zu schützen versucht, ist durch und durch nordisch; sie hat nicht nur zahlreiche
Vorgänger in der Gotik, sondern erfreut sich durch die ganze Renaissance
hindurch in den Alpenländern besonderer Beliebtheit und taucht auch neben
den moderneren Typen späterer Zeiten immer wieder auf. Im Stiftshofe von
St. Peter findet sich ein solcher späterer Abkömmling (Abb. 2); er ist einfacher
als der in Hohensalzburg - über derbem Steinsockel ein aus Spiralgittern
geflochtenes zylindrisches Gehäuse und das Ganze beschirmend eine gemüt-
liche breite barocke Dachhaube - und beträchtlich jünger, ein gutes Bei-
spiel dafür, wie zäh eingewurzelte Formen weiterleben und sich „große
Kunst" in Volkskunst umsetzt. Als dieses trauliche Brunnengehäuse ent-
stand, das sich in dem monumentalen Klosterhof etwas beschämt hinter
ein paar Bäume verkriecht, war eine ganz anders geartete Kunst in Salz-
burg maßgebend geworden; Wolf Dietrich, der Schöpfer des modernen
Salzburg, hatte die
italienische Kunst im
Triumph dort einge-
führt.
DasSchaffendie-
ses großzügigenBau-
herrn ist ein Fragment
geblieben; den Zeit-
genossen erschien es
vornehmlich als ein
zielloses Zerstören,
uns kommt es als
ein erstaunlich weit
ausholendes Planen
vorfi aus dem Nie-
derreißen und Demo-
lieren sollte eine groß-
artige Stadt mit wei-
ten Plätzen und brei-
ten Straßen entste-
hen, ihre Hauptlinien
' Siebe die ausgezeich-
nete Charakteristik von Wolf
Dietrichs Bautätigkeit bei F.
Martin, _„Beiiräge zur Ge-
schichte Erzbischofs Wolf
Dietrich" in Mitteilungen der
Gesellschaft für Salzburger
Landgskundg, L1, 133, Abb. z. Brunnen im äußeren Hof von St. Peter