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museums nennen, deren Mittelfeld einen Brunnen mit frei springendem
Pegasus zeigt, weil diese Arbeit mit einem Salzburger Künstler des aus-
gehenden XVI. jahrhunderts in Zusammenhang gebracht worden ist?" Außer
dieser Bravour des ausbalancierten Pferdes ist bei dem Innsbrucker Brunnen
auch die technische Qualität der Ausführung zu rühmen; durch sorgfältige
Modellierung, durch elegante Ziselierung, sind alle Grasschen Figuren aus-
gezeichnet, die zierliche Reitertigur so gut wie die schlanken, geschmeidigen
Meergottheiten, die aus dem Hofgarten geholt wurden, den Schmuck des
neuen Brunnens zu vervollstän-
digen. Gleiches gilt von den
Figuren des Grabmals Erzher-
zog Maximilians in der Inns-
brucker Pfarrkircheii" und von
dem schönen Votivrelief dessel-
ben Erzherzogs in der Wiener-
Neustädter Georgskirche, das
dem Gras wohl mit voller Be-
stimmtheit zugeschrieben wer-
den darfßi" Auch hier ein kräf-
tiger und anspruchsloser Natu-
ralismus der Modellierung, eine
saubere und detailreiche Aus-
führung, Eigenschaften, die Gras
zum Hofbossierer so vorzüglich
geeignet machen. Die gleichen
Qualitäten gelten auch von dem
Salzburger Pegasus; der kräf-
tige Leib, der ausdrucksvolle
feine Kopf, Mähne, Flügel und
Schweif sind ungemein sorg-
sam und liebevoll modelliert
und durchziseliert. Kein Zweifel,
daß wir es mit einer charakteri-
stischen und vollgültigen Arbeit des Innsbrucker Meisters zu tun haben,
durch deren Wiedererstehung Salzburg ein wertvolles Monument wieder-
gewann; die Stadtverwaltung kann sich eines Aktes praktischer Kunst- und
Denkmalpflege rühmen.
Noch einen dritten öffentlichen Brunnen hat Salzburg dem Erzbischof
Guidobald zu danken. Er stand ursprünglich in der Steingasse beim Auf-
' Arpad Weixlgärtner, „Ungedruckte Stiche im „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Aller-
höchsten Kaiserhauses", XXIX, Tafel XXXVII.
""' Ladislaus Eber, „Der Wiener-Neustädter Altar Erzherzog Maximilians III." in Zeitschrift des Ferdi-
nandeurns, 1905, Tafeln 5 und 5.
"w" Siehe daselbst S. 33g fT; ferner A. Camesina, „Über ein in der Burg zu Wiener-Neustadt in der
Georgskirche befindliches Basrelief" in Mitteilungen der Zentralkommission, I1, S. 30a 5., und Johann jobst,
„Die Neustädter Burg", Wien 1908, S. x25.
Abb. 17. Erentrudbrunnen im Stift Nonnberg