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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 5)

Pferdchen mit der Zahl 1480 aus diesem Jahre stammen und die ältesten 
bekannten Arbeiten dieser Art seien, ist dadurch widerlegt, daß die damit 
verbundenen Buchstaben IHF sich auf die Werkstatt „in het Fortuyn" 
bezieht, die erst 1691 gegründet worden ist. Bis 1596 war das Gewerbe der 
plateelbakker in Delft gar nicht zugelassen, ja dieser I-Iauptort holländischer 
Fayence war die letzte der Städte, die sich diesem blühenden Kunsthand- 
werk und seinem satzungsmäßig umschriebenen Betriebe öffnete; Delft 
besaß bis zum Jahre 1611 überhaupt keine St. Lukasgilde, der überall neben 
den Malern auch die Fayencearbeiter angehörten. 
Seit Beginn des XVIII. Jahrhunderts überwiegen seltsame und spaßhafte 
Arbeiten iigürlicher Art, die leicht in Karikaturen ausarten, Sparbüchsen 
und I-Iandwärmer und namentlich Trinkgefäße und Tafelaufsätze, in denen 
der Humor die Kunst übertrifft. 
Zu diesen derb humoristischen Arbeiten gehört in der Ausstellung der 
Delfter Faßreiter aus dem Besitze des regierenden Fürsten Johannes von 
und zu Liechtenstein. In gelben Kniehosen, weißen Strümpfen und rot- 
braunen Schuhen sitzt die trinkfrohe Gestalt rittlings auf einem Faß, das 
vorn die Aufschrift „Nr. 4 Dit's Goede Wijn 1756" und rückwärts „Nr. 4 
Witte Wijn 1756" trägt. Sein grüner Rock ist fein geziert mit ausgesparten 
gutgezeichneten Nelken in Rotgelbmangan und mit großen schwarzen 
Ranken. Auch auf dem achteckigen Sockel sind feine Ranken in Weiß aus- 
gespart und der Grund grün, manganfarben, gelb bemalt, die Schatten blau. 
Das Gesicht dagegen mit seinem blauen Haar und den roten Tupfen auf 
Wangen und Kinn wirkt clownhaft karikiert. Die Kappe besteht aus grünem 
Weinlaub, eine hoch aufragende gelb-blaue Feder dient als abhebbarer 
Pfropfen. Diese unbezeichnete Figur mißt 400 Millimeter in der Höhe samt 
der Feder und 110 : 115 Millimeter im Sockel. 
Weit anmutiger, ebenfalls Delft zugeschrieben, aber offenbar in Deutsch- 
land, wenn auch unter holländischem Einiiusse, entstanden, ist der sitzende 
Kavalier aus derselben Sammlung. In sehr reizvoller Haltung lehnt sich die 
Gestalt in ihren manganfarbigen Kniehosen, weißen Strümpfen mit Schnallen- 
schuhen, gelbgeblumter Weste und grünem Rock mit manganfarbigem Zopf 
an eine muschelartig bemalte Schale, die auf einem braunen Steinsockel 
steht. Die Rechte hält eine gelbe Tulpe. Die Glasur ist stark zusammen- 
geronnen. Diese unbezeichnete Figur mißt 120 Millimeter in der Höhe, die 
niedrige dreilappige Fußplatte 105 : 125 Millimeter. 
Sehr eigenartig, eines der besten Stücke der Ausstellung, ist der stehende 
Chinese aus fürstlich Liechtensteinschem Besitz. Der vorzüglich modellierte 
Kopf, in seinem warmen braunen Ton fast wachsartig, unglasiert, mit roten 
Lippen und dunklen Augen, ruht auf einer von einem weißen Gewand völlig 
umhüllten Gestalt, die rotgezeichneten Blüten und blaugrünen Blattbüschel 
sind chinesischen Vorbildern entlehnt. Die Rückseite des Gewandes ist 
unbemalt. Die unbezeichnete Figur mißt 360 Millimeter in der Höhe, der 
Sockel 105 : 125 Millimeter.
	        
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