208
Dem Kloster Nonnberg
hat der Erzbischof, dessen
Schwester Josefa von Thun
damals Priorin des Frauen-
stiftes war, einen Brunnen
mit einer Statue der heiligen
Erentrud geschenkt; 1667
brachte ihn der Steinmetz-
meister Johann Anton Daria,
der ihn verfertigt hatte, ins
Stift, wo er im sogenannten
Küchenhof aufgestellt wur-
de? (Abb. I7). Und damit
sind wir wieder zu derFrage
geführt, von der wir bei
der Erörterung der Guido-
baldschen Brunnen ausge-
gangen sind: ob Daria an
diesen Werken nur als Tech-
niker und Steinmetz beteiligt
war oder ob er auch als Bild-
hauer gelten darf. Der Eren-
trudbrunnen in Nonnberg ist
geeignet, die Zweifel, zu de-
nen wir früher gelangt sind,
noch zu bestärken. Wer jene
mächtigen Meerrosse und je-
ne stürmischen Athleten ge-
arbeitet hat, kann unmöglich
diese steife Frauenfigur mit
den ängstlichen, seichten Faltenzügen geschaffen haben; am wahrscheinlich-
sten ist, daß er überhaupt derartige Figurale Arbeiten nicht ausführen konnte,
sondern von Fall zu Fall einen Bildhauer heranzogß Derjenige, der die Eren-
trudstatue verfertigte, ist offenbar derselbe Künstler, der - wahrscheinlich
1668": - die Statuen der Heiligen Rupert und Virgil vor der Domfassade
verfertigte (Abbildung Österreichische Kunsttopographie IX, Fig. 9): sie
"' . . . . .,.dass der Stainmetzrnaister johanni Anthoni Dario hevelcht seie. den aus blossen hochfiirstl.
Gnaden in das Cluster Nunberg von echten weissen Märblsteinen Pruüen ainist zusetzen und zu verfertigen.
gestalten bemelter Dario die Prunnstück (ausser der schallen, so schon vorher auf dem Nunberg gelegen) beraits
herauf Hehren lassen und morgen mit versetzung des Prunnens einen anfang machen wirt." Österreichische
Kunsttopographie Vll, S. XLVIII.
4' Jedenfalls ist es ganz unstatthaft, dem Daria, weil er der Baumeister von Maria Plain bei Salzburg
war, auch die vier Evangelistenstatuen an der Fassade der Kirche zuzuschreiben, die wieder einen ganz andern
Stil zeigen; vgl. A. Eckardt, „Die Baukunst in Salzburg während des XVII. Jahrhunderts", Straßburg 1910, S. 84.
Hier heißt es überdies noch: „es läßt sich sogar vermuten, daß wir in den Gesichtszügen des heiligen Lukas
ein Porträt des Meisters Daria, höchstwahrscheinlich also ein Selbstporträt, vor uns haben" (H).
"ü Pirckrnayer a. a. 0., S. x28.
Abb. 20. Pferdebändiger vor dem Belvedere in Wien