bleibt seiner nebeligen geschlängelten Manier treu. Es gibt noch viele gute Porträtmaler
im diesjährigen Salon, von denen man zum mindesten die Namen William Ablett, Beau-
mont, Bunny Rupert, Carolus Duran, Dagnan-Bouveret, Gervex, Fürstin Eristoff und Marie
Boznanska dankbar erwähnen muß. Tade Styka stellt ein gutes Porträt des öster-
reichischen Botschaftes Grafen Szecsen aus, Baron Doblhof ein sehr gelungenes Bild des
deutschen Gesandten Herrn von Schoen.
Es war ein hübscher pietätvoller Gedanke, den im vorigen Jahre verstorbenen sehr
beliebten Maler Gaston La Touche durch eine Gesamtausstellung seiner künstlerischen
Tätigkeit zu ehren. Zwei große Säle, welche 59 Bilder enthalten, sind der Apotheose des
betrauerten Meisters gewidmet. Es ist dies eine der anziehendsten Abteilungen der Aus-
stellung. La Touche wird vielfach mit Boucher verglichen; diese Verwandtschaft ist mehr
geistiger Natur, das heißt sie bezieht sich auf die Phantasie, welche beide Künstler in
ihren Kompositionen leitete. Die Technik von La Touche lehnt sich am ehesten an jene
der früheren Werke von Besnard an.
Die Landschaften muß ich infolge des mangelnden Raumes etwas stiefmütterlich
behandeln und mich mit der Aufzählung von einigen der bekanntesten Namen begnügen,
wie Abel Truchet, Andre Chapuy, Dauchez, Duhem, Alexander Harrisson, Le Goüt-Gerard,
Le Sidaner, Luigini, Pierre Waidmann, Raoul Ulmann und Rafaölli.
In der Abteilung für Skulpturen vermissen wir Meister Rodin; man erfährt jedoch,
daß er in letzter Stunde darauf verzichtete, die für den Salon bestimmte Büste des
bekannten Politikers Georges Clemenceau auszustellen. Letzterer hätte gefunden, daß
die Wiedergabe seiner Züge nicht schmeichelhaft genug wäre und den Künstler gebeten,
von der Ausstellung dieses Werkes abzusehen! Man lächelt ein wenig über diese
Geschichte.
Albert Bartholome stellt eine Frauenligur „Femme appuyee sur une Stele" aus. Die
Urteile hierüber sind verschieden, die Gestalt ist teilweise sehr schön, die Beine etwas
plump. Das große Reitermonument von Froment-Meurice, welches den Marschall Soult
darstellt, kann man als ein gutes Stück Arbeit bezeichnen, obwohl der hier verewigte
Krieger einen gar friedlichen Eindruck macht. Von manchen wird dies als ein Vorzug
gerühmt und vielleicht mit Recht. „Das Grab des Dichters" von Jose de Charmoy ist eine
sinnreiche Komposition, wenn auch kein großes Kunstwerk. Gar nicht gefiel mir das
Monument für die gefallenen Aviatiker von Louis Monard: ein toter Held, zu dessen Häupten
ein Adler die Flügel ausbreitet, dazu ein recht steif drapiertes Leichentuch, das ganze
lebensgroß in Bronze auf einem Marmorsockel. Jean Dampt widmet sich nun auch hie und
da der Tierwelt, sein kleiner chinesischer Hund in gelbem gesprenkelten Marmor ist ein
reizendes Stück. Sandoz hingegen befaßt sich diesmal mehr mit menschlichen Modellen.
Zum erstenmal sehen wir von ihm eine große Gruppe „YHomme enchaine par PAmQur"
(die Allegorie der Familie), und er hat diese Aufgabe glänzend gelöst. Emil Bourdelle ist
immer interessant, so auch der Entwurf in Gips „le Centaur mourant" und eine Frauen-
büste in Mannor, Porträt einer rumänischen Dame. Die „Baigneuse" von I-Ialou ist ein
kleines Kunstwerk. Renee von Vranycsany gehört nun auch zu den Künstlern ersten
Ranges, ihre Tänzerinnen, nach der berühmten Pavlova modelliert, finden allgemeine
Anerkennung. Wir sehen von ihr gleich drei verschiedene Statuetten in Bronze und eine
etwas größere allegorische Figur „Der sterbende Schwan".
Von den Künstlern aus Österreich-Ungarn hätte ich hier in erster Linie Heinrich
Kautsch erwähnen sollen. Der berühmte Bildhauer, der sich in Paris schon seit langen
Jahren einer großen Beliebtheit erfreut, stellt auch heuer eine Serie interessanter Medaillen
aus, darunter Porträte von Amelie Kautsch und von Herrn Hugo Finaly. Von Hugo
Zwinz sehen wir eine Bronzebüste, Porträt des Barons Julius Morpurgo. Lona von
Zamboni stellt ein Projekt für ein Monument aus: „Der Sieger". Es liegt viel Kraft in der
Figur dieses beschwingten Mannes der die Eroberung der Lüfte durch den Menschen
versinnbildlicht.