MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 5)

großer, in Delfter Blaumalerei verzierter Blumenvasen, die Osnabrück zu- 
geschrieben werden, ist diese plastische Ausgestaltung der Griffe in Masken- 
form geradezu typisch. "i 
Das Vorbild Chinas macht sich auch in einer bemerkenswerten Fayence- 
tigur des Museums in Halle geltend, die vielleicht auf die Böttgersche 
Gründung in Dresden zurückgeht. Es ist die auf zwei fratzenhaften Masken 
stehende Göttin, die in starrer hieratischer Haltung ein Kind vor sich 
hält. Hier ist die Bemalung noch kalt aufgetragen: schwarzbraun auf 
dem Kopftuch mit Gold auf rotem Rand, am Mantel ein roter Saum mit 
Gold. Der ursprüngliche Lackauftrag des Unterkleides ist bis auf Reste von 
Rot mit Goldumrandung und grün gefüllten Blüten verschwunden (Höhe 
300 Millimeter). 
Braunschweig erhielt schon 1707 eine Fayencefabrik, die nach wieder- 
holtem raschem Wechsel ihrer Besitzer 1745 von ]ohann Erich Behling und 
]ohann Heinrich Reichard übernommen wurde. Eine liegende Kuh, die 
das Stuttgarter königliche Landesgewerbemuseum der Ausstellung überließ, 
trägt auf der Unterseite des Bodens in Mangan das Monogramm R 8c C 
und 5. Das würde nach Chr. Scherers Angaben im Braunschweiger Magazin 
1896 auf die Zeit nach 1773 deuten, als Johann Benjamin Heinrich Rabe 
Pächter der Fabrik war und sie gemeinsam mit dem früheren Dreher 
Christoph Hillecke führte. Die als Butterdose dienende Kuh mit abnehm- 
barem Rücken und Kopf ist weder durch die Modellierung noch die 
Farbengebung - der Körper zitronengelb, der Sockel grün - aus- 
gezeichnet (Länge 220 Millimeter, Höhe 170, Breite 80 Millimeter). 
Dem Kunstgewerbemuseum in Halle gehört die aus der Sammlung 
Riesebieter stammende „Athene" auf gelber niedriger Fußplatte. Sie trägt 
einen blauen Helm, ein blau geblümtes gelbes Über- und dunkelblaues Unter- 
gewand und um den Hals eine blau gezeichnete Kette mit Kreuzanhänger! Der 
kimonoartige Uberwurf läßt den linken Arm frei, während die Rechte in die 
Hüfte gestemmt ist. Besondere Schwierigkeit bot diesem wie vielen andern 
Fayencemalern die Zeichnung der Augen, deren Brauen und Wimpern 
ängstlich gestrichelt sind. Auf der Unterseite die blaue Marke v? (Höhe 
290 Millimeter). 
Kelsterbach am Main, dessen Fayencefabrik 1758 begründet wurde, ist 
durch eine gut bewegte, weiße Herkulesstatue vertreten. Ausschreitend hebt 
die Rechte die Keule, indessen die Linke graziös den flatternden Mantel 
hält. Nur der Löwe paßt nicht ganz dazu; er scheint, an sich zu klein geraten, 
zwischen den Füßen seines Angreifers einzuschlummem und könnte von 
einer Grabsteinplastik stammen (Höhe 230 Millimeter, Durchmesser der 
viereckigen Sockelplatte 80:85 Millimeter). Das Stück gehört, ebenso wie 
das folgende, dem Stuttgarter königlichen Landesgewerbemuseum. 
Ein sitzendes Mädchen mit Blumen am runden Hütchen und weitem 
faltigen Rock hält auf seinem Schoß eine Muschelschale und erinnert damit 
' 0. Riesebieter, Die Fayencefabrik in Osnabrück. (Cicerone, IV., 1912, S. 73x E.)
	        
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