großer, in Delfter Blaumalerei verzierter Blumenvasen, die Osnabrück zu-
geschrieben werden, ist diese plastische Ausgestaltung der Griffe in Masken-
form geradezu typisch. "i
Das Vorbild Chinas macht sich auch in einer bemerkenswerten Fayence-
tigur des Museums in Halle geltend, die vielleicht auf die Böttgersche
Gründung in Dresden zurückgeht. Es ist die auf zwei fratzenhaften Masken
stehende Göttin, die in starrer hieratischer Haltung ein Kind vor sich
hält. Hier ist die Bemalung noch kalt aufgetragen: schwarzbraun auf
dem Kopftuch mit Gold auf rotem Rand, am Mantel ein roter Saum mit
Gold. Der ursprüngliche Lackauftrag des Unterkleides ist bis auf Reste von
Rot mit Goldumrandung und grün gefüllten Blüten verschwunden (Höhe
300 Millimeter).
Braunschweig erhielt schon 1707 eine Fayencefabrik, die nach wieder-
holtem raschem Wechsel ihrer Besitzer 1745 von ]ohann Erich Behling und
]ohann Heinrich Reichard übernommen wurde. Eine liegende Kuh, die
das Stuttgarter königliche Landesgewerbemuseum der Ausstellung überließ,
trägt auf der Unterseite des Bodens in Mangan das Monogramm R 8c C
und 5. Das würde nach Chr. Scherers Angaben im Braunschweiger Magazin
1896 auf die Zeit nach 1773 deuten, als Johann Benjamin Heinrich Rabe
Pächter der Fabrik war und sie gemeinsam mit dem früheren Dreher
Christoph Hillecke führte. Die als Butterdose dienende Kuh mit abnehm-
barem Rücken und Kopf ist weder durch die Modellierung noch die
Farbengebung - der Körper zitronengelb, der Sockel grün - aus-
gezeichnet (Länge 220 Millimeter, Höhe 170, Breite 80 Millimeter).
Dem Kunstgewerbemuseum in Halle gehört die aus der Sammlung
Riesebieter stammende „Athene" auf gelber niedriger Fußplatte. Sie trägt
einen blauen Helm, ein blau geblümtes gelbes Über- und dunkelblaues Unter-
gewand und um den Hals eine blau gezeichnete Kette mit Kreuzanhänger! Der
kimonoartige Uberwurf läßt den linken Arm frei, während die Rechte in die
Hüfte gestemmt ist. Besondere Schwierigkeit bot diesem wie vielen andern
Fayencemalern die Zeichnung der Augen, deren Brauen und Wimpern
ängstlich gestrichelt sind. Auf der Unterseite die blaue Marke v? (Höhe
290 Millimeter).
Kelsterbach am Main, dessen Fayencefabrik 1758 begründet wurde, ist
durch eine gut bewegte, weiße Herkulesstatue vertreten. Ausschreitend hebt
die Rechte die Keule, indessen die Linke graziös den flatternden Mantel
hält. Nur der Löwe paßt nicht ganz dazu; er scheint, an sich zu klein geraten,
zwischen den Füßen seines Angreifers einzuschlummem und könnte von
einer Grabsteinplastik stammen (Höhe 230 Millimeter, Durchmesser der
viereckigen Sockelplatte 80:85 Millimeter). Das Stück gehört, ebenso wie
das folgende, dem Stuttgarter königlichen Landesgewerbemuseum.
Ein sitzendes Mädchen mit Blumen am runden Hütchen und weitem
faltigen Rock hält auf seinem Schoß eine Muschelschale und erinnert damit
' 0. Riesebieter, Die Fayencefabrik in Osnabrück. (Cicerone, IV., 1912, S. 73x E.)