vor dem Altar senken ließ (Abb. 25
und 26). Auf Anregung der kurbayri-
schen Akademie der Wissenschaften
wurde der Stein 1785 gehoben und an
der rechten Wand der Kapelle auf-
gestellt, in der Absicht, daß die Platte
nicht noch mehr abgetreten werden
sollte." Über den ursprünglichen Zu-
stand der Platte, die offenbar bei der
Hebung auch noch quer durchbrach
und stellenweise ergänzt wurde, läßt
sich nur ein unvollkommenes Bild
gewinnen. Der Kopf der Toten, von
einer Kräuselhaube und einem Kinn-
schleier umhüllt, ruht leicht nach rechts
geneigt auf einem Kissen; ein eng
um Schultern und Arme gezogenes,
unten weites, faltiges pelzbordiertes
Gewand, aus dem nur die abwärts _
gekreuzten Hände langen i rechte Abb. 30. Von der Scheintumba des Propstes Paul
hält einen Rosenkfanz _, Vgfhüllt bis von Polhaym in der Herrenkapelle des Domes zu
zu den Fußspitzen den Körper. Zu Pass"
unterst kauern zwei I-Iündlein, wohl als Sinnbilder der Treue. Die Umschrift
lautet: „A. D. 157i cccc" xxx" vi" xij die octobris obyt agnes Bernawerin
requiescat in pace."
Den Fehler des Steinmetzen - 1436 statt 1435 - möchte ich als will-
kommene Datierung der Entstehung des Denkmals annehmen, um so mehr,
als damit zugleich das Stiftungsjahr der Seelenmesse gegeben ist. Dagegen
spricht keinesfalls der Stil des Werkes, zu dem der Kastenmayr-Stein den
besten Vergleich bietet, ja es dürfte kaum zu leugnen sein, daß dieser als
direktes Vorbild gedient hat. Die Stellung im Raum, die schlichte Auffassung
der Gestalt, die müde Haltung des Kopfes und der feingliedrigenI-Iände
sind die gleichen, selbst die rechts mehr als linksabfallende feine Schulter-
linie wiederholt sich da wie dort. Auch der Pelzbesatz der „Frauen" Agnes
ist, soweit sich noch erkennen läßt, mit den gleichen Mitteln gegeben. Das
eine Hündlein ist außerdem genau der Albrechtstumba entnommen.
Nichts widerspricht der Annahme, daß auch dieses Werk dem Meister
des Kastenmayr zuzuschreiben ist, wenn auch der erste Blick auf die außer-
ordentlich flach gehaltene Platte die Zusammengehörigkeit nicht sogleich
erkennen läßt. Schwerer gestaltet sich der Vergleich für den zwar rührenden,
aber wenig anziehenden Kopf mit der breiten Nase und den aufgeworfenen
Lippen, um so mehr, als uns weder ein anderes Frauenbildnis noch ein
"' Riehl, a. a. O. S. zu. - M. Sieghart, Geschichte und Beschreibung der Hauptstadt Strauhing, I1.
(was). S- Iss-