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Full text: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 6 und 7)

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Die Werke des Meisters 
des Kastenmayr-Steines bilden 
eine in sich abgeschlossene, fest 
umgrenzte Gruppe. Nur ein ein- 
ziges Werk der einschlägigen 
Gebiete berührt sich mit ihr, we- 
niger vielleicht in den formalen 
Ausdrucksmitteln als vielmehr in 
der scharfen Prägung einer Per- 
sönlichkeit: die Grabplatte des 
Augsburger und Regensburger 
Kanonikus Dr. Schmiechen, der 
14r8 als Pfarrer von St. Jakob 
in Straubing starb und dort be- 
graben liegt (Abb. 35 und 36). 
Die Platte zeigt den Verstor- 
benen in einem Missale lesend, 
das er mit beiden Händen vor 
sich hält. Ein reicher Apparat 
von Büchern zu seinen Füßen 
und unter dem Kopfkissen legen 
uns seine Gelehrsamkeit ein- 
dringlicher nahe als das „egre- 
gius decretorum doctor" der Um- 
schrift. Die etwas plumpen, fetten 
und wenig durchstudierten Hän- 
de und die weiche Behandlung 
des schwarnmigen, erschreckend 
häßlichen Kopfes scheinen auf 
einen andern Meister als den 
Schöpfer des Kastenmayr zu 
Abb. 44. Grabstein des Heinrich von Nothafi und seiner 
Frau Margarethe von Wernberg in der Karrnelitenkirche zu welsen.  eliuberzeugt uns 
Straubing von der Leibhaftigkeit des Dar- 
gestellten, aber es fehlt ihm die 
schlichte Größe und das Ergreifende jener Werke. Freilich will dabei nicht 
übersehen werden, daß uns Dr. Schmiechen als Lebender entgegentritt. Die 
nach unten gerichteten Augen, deren Pupillen zwischen den Lidern sichtbar 
sind, scheinen bei der Lektüre des offenen Buches zu weilen. Durch dieses 
dem Kreise sonst fremde Motiv wie durch die ungewöhnliche Fleischigkeit 
des Vorbildes wird die Beziehung zu dem Meister des Kastenmayr sehr 
erschwert. Andrerseits aber erinnern manche technischen Gepüogenheiten 
an ihn, so die Behandlung des Pelzes, dann die Schnittfläche der Haare, 
die wir völlig gleich an der Tumba Herzog Albrechts oder am Stein der 
Hinderkircher iinden. Danach möchte ich zwar nicht an den Meister des
	        
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