worden zu sein. In primitiver Weise, unter Verzicht auf das omamentale
Beiwerk, legte der Meister des Steines von Andreas Püchler und seiner Frau
im Friedhof von St. Peter gegen Mitte des lahrhunderts dieses Denkmal
seiner Arbeit zugrunde, und eine Reihe von Wappensteinen der Zeller in
der Karmelitenkirche in Straubing, ein paar Kindergrabsteine derer von
Seiboldsdorf (r 537) und von Emershofen (1538) in Deggendorf geben die
letzten Ausklänge dieser Richtung.
Die große Platte der Haug Zeller ausgenommen, sind alle diese späteren
Steine, zumal jene mit Wappen, ziemlich handwerkliche Arbeiten, deren
kunstgeschichtlicher Wert in erster Linie in der bescheidenen Verwendung
von Frührenaissancemotiven, wie Delphinen, Girlanden und anderem zu
suchen ist. Außerdem zeichnen sie sich großenteils durch eine geschmackvolle
Raumverteilung und durch klare heraldische Zeichnung aus, die nicht selten
durch plastische Inkrustationen von weißem Marmor oder Solnhofner Kalk-
stein erhöht wird. Dieser reizvolle farbige Wechsel, der in der ersten Hälfte des
XV. Jahrhunderts in der Wappenkunst der Salzburger Steinmetzen außer-
ordentlich beliebt war, wie uns zahllose Beispiele im Kreuzgang von St. Peter
zu Salzburg beweisen, dann aber mehr und mehr in Vergessenheit geriet, wird
hier zu einem neuen, wenn auch nur kurzen Leben erweckt, ähnlich wie
in Passau, wo der tüchtige Joerg Gartner zur selben Zeit diese auch dort
schon früher geübte Technik als willkommene Bereicherung seiner Ausdrucks-
mittel mit Geschmack zu verwenden weiß. Von den figürlichen, mit beschei-
denen Renaissancemotiven ausgestatteten Arbeiten sei noch erwähnt die Platte
der Elisabeth Zeller, gestorben 1522, in derVorhalle der Karmelitenkirche mit
dem schwächlichen Bilde der Verstorbenen." An wirklich künstlerischen
Arbeiten des neuen Stils ist Straubing außerordentlich arm, und das wenige Vor-
handene deutet, wie unter anderem ein prächtiges Sandsteinepitaph an der
Nordseite der Bernauer-Kapelle, auf Landshut und den Kreis Hans Leinbergers.
Aber auch die eben erwähnten handwerklichen Frührenaissancearbeiten
Straubings leiten ihre Motive von Landshut ab, und zwar aus der Formen-
welt Stephan Rottalers, des Zeitgenossen Leinbergers, und aus den Druck-
werken der Ofi-lzin des Johannes Weißenburger. In diesem Zusammenhang
beansprucht der kleine Grabstein des r4g5 verstorbenen Rentmeisters
Sigmund Waltenhofer im Museum des historischen Vereins zu Straubing
kurze Erwähnung. Um 1520 entstanden, zeigt er als oberen Abschluß
einen Muschelbogen und darüber eine geHiigelte Kugel, Motive, wie sie
gerade für Stephan Rottaler und die Landshuter Gruppe bezeichnend sind.
Trotzdem erscheint mir die Eigenhändigkeit dieses Meisters aus stilistischen
und formalen Gründen ausgeschlossen. Derartige Motive wurden eben all-
mählich Allgemeingut und dürfen demnach nur bedingungsweise als Eigen-
heiten bestimmter Meister angesprochen werden.
Der Begriff „Straubinger Bildhauer-schule" hat nach diesen Darlegungen
also in der Hauptsache nur Berechtigung für die zweite Hälfte des XV. Jahr-
' Wimmer. a. a. O. S. 750.