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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 6 und 7)

worden zu sein. In primitiver Weise, unter Verzicht auf das omamentale 
Beiwerk, legte der Meister des Steines von Andreas Püchler und seiner Frau 
im Friedhof von St. Peter gegen Mitte des lahrhunderts dieses Denkmal 
seiner Arbeit zugrunde, und eine Reihe von Wappensteinen der Zeller in 
der Karmelitenkirche in Straubing, ein paar Kindergrabsteine derer von 
Seiboldsdorf (r 537) und von Emershofen (1538) in Deggendorf geben die 
letzten Ausklänge dieser Richtung. 
Die große Platte der Haug Zeller ausgenommen, sind alle diese späteren 
Steine, zumal jene mit Wappen, ziemlich handwerkliche Arbeiten, deren 
kunstgeschichtlicher Wert in erster Linie in der bescheidenen Verwendung 
von Frührenaissancemotiven, wie Delphinen, Girlanden und anderem zu 
suchen ist. Außerdem zeichnen sie sich großenteils durch eine geschmackvolle 
Raumverteilung und durch klare heraldische Zeichnung aus, die nicht selten 
durch plastische Inkrustationen von weißem Marmor oder Solnhofner Kalk- 
stein erhöht wird. Dieser reizvolle farbige Wechsel, der in der ersten Hälfte des 
XV. Jahrhunderts in der Wappenkunst der Salzburger Steinmetzen außer- 
ordentlich beliebt war, wie uns zahllose Beispiele im Kreuzgang von St. Peter 
zu Salzburg beweisen, dann aber mehr und mehr in Vergessenheit geriet, wird 
hier zu einem neuen, wenn auch nur kurzen Leben erweckt, ähnlich wie 
in Passau, wo der tüchtige Joerg Gartner zur selben Zeit diese auch dort 
schon früher geübte Technik als willkommene Bereicherung seiner Ausdrucks- 
mittel mit Geschmack zu verwenden weiß. Von den figürlichen, mit beschei- 
denen Renaissancemotiven ausgestatteten Arbeiten sei noch erwähnt die Platte 
der Elisabeth Zeller, gestorben 1522, in derVorhalle der Karmelitenkirche mit 
dem schwächlichen Bilde der Verstorbenen." An wirklich künstlerischen 
Arbeiten des neuen Stils ist Straubing außerordentlich arm, und das wenige Vor- 
handene deutet, wie unter anderem ein prächtiges Sandsteinepitaph an der 
Nordseite der Bernauer-Kapelle, auf Landshut und den Kreis Hans Leinbergers. 
Aber auch die eben erwähnten handwerklichen Frührenaissancearbeiten 
Straubings leiten ihre Motive von Landshut ab, und zwar aus der Formen- 
welt Stephan Rottalers, des Zeitgenossen Leinbergers, und aus den Druck- 
werken der Ofi-lzin des Johannes Weißenburger. In diesem Zusammenhang 
beansprucht der kleine Grabstein des r4g5 verstorbenen Rentmeisters 
Sigmund Waltenhofer im Museum des historischen Vereins zu Straubing 
kurze Erwähnung. Um 1520 entstanden, zeigt er als oberen Abschluß 
einen Muschelbogen und darüber eine geHiigelte Kugel, Motive, wie sie 
gerade für Stephan Rottaler und die Landshuter Gruppe bezeichnend sind. 
Trotzdem erscheint mir die Eigenhändigkeit dieses Meisters aus stilistischen 
und formalen Gründen ausgeschlossen. Derartige Motive wurden eben all- 
mählich Allgemeingut und dürfen demnach nur bedingungsweise als Eigen- 
heiten bestimmter Meister angesprochen werden. 
Der Begriff „Straubinger Bildhauer-schule" hat nach diesen Darlegungen 
also in der Hauptsache nur Berechtigung für die zweite Hälfte des XV. Jahr- 
' Wimmer. a. a. O. S. 750.
	        
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