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gediegene handwerkliche Grundlage, auf der sie ihre großen wie ihre
zierlichen Formen aufbauen, läßt alles Beste erhoffen. Die Leuchter und
Schalen, Teekannen und Becher Wendes sind nicht nur mit der Hand
getrieben, sondern in allen Einzelheiten mit altmeisterlicher Sorgfalt durch-
gebildet. Es spricht aus ihren freien und oft kapriziösen Formen der Sinn
unserer Zeit für das Elegante und weiblich Verfeinerte ebenso sehr wie eine
Freude an barocker Bewegtheit.
Der Bildhauer Heinrich Jobst hat den Rosenhof zwischen den Flügeln
des Ausstellungsbaues mit einem reizenden Bronzebrünnlein geziert und
seine Figuren und Büsten hier und in dem anstoßenden Saal (mit Pellar
gemeinsam) ausgestellt. Es ist eine Kunst der bewegten und liebevoll
studierten menschlichen Figur, die sich allen baulichen und dekorativen
Aufgaben glücklich anschmiegt. Man kann das, besser noch als an all
den reich und mit Elastizität bewegten Gestalten mit ihren vielfachen
Gelenkverschiebungen, an dem Brünnlein erkennen, wo die von vier Anti-
lopen getragene Schale sich mit dem Delphinaufsatz und dem bekrönenden
allerliebsten Dreizackbüblein zu einem Gesamtbau von bemerkenswerter
Harmonie verbindet.
DIE NEUEN DRUCKSCHRIFTEN DER K. K.
HOF- UND STAATSDRUCKEREI IN WIEN 5h
VON HARTWIG FISCHEL-WIENSIP
AS Bedürfnis nach Vermehrung des Vorrates an guten,
künstlerisch befriedigenden Druckschriften ist ein
lebhaftes und pflegt nur so häufig in den hohen
materiellen Anforderungen und in den großen
praktischen Schwierigkeiten jenen Hemmnissen
zu begegnen, welche die Ausführung neuer und
schöner Schriftsätze im Gefolge hat, so oft sie
auch von künstlerischer Seite gefordert werden
mag. Ganz besonders in Österreich, wo die Aus-
führung großer kostbarer Veröffentlichungen ver-
hältnismäßig selten ist, pflegt auch der Anlaß und
Ansporn zu so weitgehenden Eingriffen in den Apparat der Druckereien zu
fehlen. Es hat darum begreiflicherweise eine große Bedeutung, wenn von
maßgebender Stelle in dieser Frage kraftvoll gehandelt wird. Gerade von
Wien ging ja eine so weitreichende und planvolle Einflußnahme auf das
künstlerische Schriftwesen aus, daß einer Erneuerung unserer Druckschriften
mit berechtigten Hoffnungen für den Erfolg entgegengesehen werden konnte.
Die Direktion der k. k. Hof- und Staatsdruckerei hat nun seit längerer
Zeit an dieser wichtigen Frage gearbeitet und war in der glücklichen Lage,
aus Anlaß der diesjährigen Buch- und graphischen Ausstellung in Leipzig