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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 6 und 7)

Ehrt eure deutschen Meister . . . die eigentlich deutschen Schulen zeigen sich am 
spärlichsten hier vertreten. Ein einziger Holbein, das Bildnis einer jungen Frau (Galerie 
Huldschinsky), Lind zwei Cranachs, eine Madonna aus dem Besitz Schnitzlers und das 
repräsentative, dem Kaiser gehörige Bild des Mainzer Kardinal-Erzbischofs Albrecht von 
Brandenburg; kirchenfürstlich in Goldbrokat, zeugen von deutscher Art und Kunst. 
Auch das XVIII. Jahrhundert tritt in dieser Bildnisschau ziemlich zurück. Nur einen 
Goya entdeckt man, das Männerporträt der Sammlung Robert von Mendelssohn, eine 
verbissene Physiognomie mit Knollennase und zerfahrener Haarsträhne über der niedrigen 
Stirn, sowie zwei zarte Pesnes (Galerie Paul von Schwabach), Knabe und Mädchen, voll 
blaßblau seidigen Schmelzes der Malerei. 
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Wir haben aus persönlichstem Interesse an der Menschendarstellung vielleicht allzu 
einseitig die Porträte gemustert. Die andern Seiten sollen darum nicht ganz vernachlässigt 
werden. Man iindet herbe Legenden auf Goldgrund aus der entrückten Sphäre von Siena; 
dann Niederländer hohen Ranges: Pieter de I-Iooch mit seiner Gartengesellschaft und den 
Damen mit den Else Heim-Gesichtern; Gerard David mit der lieblich-frommen Mutter- 
idylle, wie Maria dem Kinde die Suppe reicht und vor allem die Krone, den stolzen Besitz 
von James Simon: Vermeer van Delfts Dame mit Magd, diese klingende Melodie von 
Blond, Piirsichhaut, gelbem Samt und weißem Pelz. Und hier begegnet auch ein 
italienischer 'Meister des XVIII. Jahrhunderts: Tiepolo, der Venezianer. Außerordent- 
lich charakteristisch für ihn und seine galante Drapierung religiöser Stoffe geht seine 
heilige Cäcilie auf, in Gestalt einer reizenden Signora la Bionda mit den Puderwangen ä la 
mode, Blumen im Haar, in mattblauem Gewande, einer Kameenkette und Perlenanhänger 
an der Corsage, vor dem Spinett und dem Notenbuch. Und man denkt bei dieser Canta- 
trice Veneziana viel weniger an die heilige Cäcilie als an die Weltlichkeiten von Goldoni, 
an Karneval und Markusplatz und nicht zuletzt an Hofmannsthals unvergeßliches Liebes- 
und Schattenspiel voll Musik und Farben, voll melancholischem Glück und lächelnder 
Trauer: „Der Abenteurer und die Sängerin". Felix Poppenberg 
RANKFURT AM MAIN. EINE AUSSTELLUNG ALTER GOLD- 
SCHMIEDEKÜNST. Das Kunstgewerbemuseum in Frankfurt am Main ver- 
anstaltet von Juni bis September laufenden Jahres eine Ausstellung alter Goldschmiede- 
kunst aus Frankfurter Privatbesitz. Die letzte große Leihgabenausstellung alter Kunst hat 
im Jahre xgoz stattgefunden, und schon damals war besonders Wertvolles in alter Edel- 
metallarbeit geboten. Seitdem hat sich gerade auf diesem Gebiet der Frankfurter Sammler- 
besitz beträchtlich erweitert. Künstlerisch und kunstgeschichtlich Bedeutungsvolles kam 
als Zuwachs in die älteren Kollektionen, neue, sehr beachtenswerte Sammlungen 
entstanden. Für die Ausstellung sind in weitestgehendem Maße Zusagen von allen in 
Betracht kommenden Seiten eingelaufen. Dank diesem Entgegenkommen der Sammler 
wird die Veranstaltung größtes und allgemeinstes Interesse beanspruchen können. 
ARISER AUSSTELLUNGEN. Die zweite große Frühjahrsausstellung im 
Grand Palais ist jene der „Societe des Artistes Francais". Der „Salon" gehört zu den 
ältesten Traditionen der französischen Kunst auf dem Gebiete offizieller Veranstaltungen. 
Es findet heuer die 132. Ausstellung der „Artistes Francais" statt. Wenn man bedenkt, 
daß hier beinahe 7000 Nummern vereinigt sind (Bilder, Skulpturen und Kunstgegenstände), 
kann man schon im voraus über den durchschnittlichen Wert dieser Werke keine allzu- 
großen Illusionen hegen. Es ist wie bei allen solchen dimensionell entarteten Schaustel- 
lungen ein beängstigendes Suchen nach einigen erlösenden Momenten unter all dieser 
Materialverschwendung. Dazu kommt noch, daß gerade die jungen individuellen Talente 
uns hier nicht ihr Bestes geben, da es gilt, um die offiziellen Auszeichnungen zu kon-
	        
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