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der Platte bringt auch diese in die Nähe der vorgenannten und der Elsässer
Folge. Für die Entwicklung des Ornaments in der kurzen Spanne eines Jahr-
zehnts bietet die Wandlung des Maßwerkbogens zu dem von Blumenranken
überwucherten bogenartigen Abschluß wichtige Anhaltspunkte. Sie war
damals noch eine junge Technik, die Kenntnis des Eisengusses, und ihre
wichtigsten Mitarbeiter, die Formschneider, haben sich die neuesten Stilformen
mit einer Raschheit zu eigen gemacht, die der massenhaften Bestellung
eiserner Öfen mit Figuren und I-Iistorien im gleichen Schritt folgen rnußte.
Wir werden später das Gegenteil sehen, wie mit dem Herabsinken des
Bedarfes der
Wunsch nach
neuen Motiven
sichtlich er-
lahmt und die
gleichen Dar-
stellungen noch
ein vollesjahr-
hundert in den
Gußhütten als
eisernes Inven-
tar erscheinen.
Die Ofen-
plattenwurden
im Herdgusse
hergestellt, das
heißt es wurde
nur die deko-
rierte Seite des
Models in ei-
nem horizon-
talen Bett von
Formsand oder
Lehm eingestampft, während die obere Seite der Form nach dem Ausheben
des Models offen blieb. Das eigentliche Model, das heißt die einzelnen
Darstellungen, waren als Reliefs in Holz geschnitten und wurden mittels
Holznägel auf einem Brett befestigt. So erklären sich der beliebige, auf
zahlreichen Platten nachweisbare Austausch einzelner Teile der Darstel-
lungen sowie die sichtbaren Spuren der oben geschilderten Anbringungs-
weise, falls die I-Iolzstiften entweder zu tief versenkt waren oder aber über
die Bildfläche hervorragten. Das flüssige Metall wurde beim Abstechen
durch Rinnen den Formen zugeteilt, die nicht weit vom Stichloch ange-
bracht waren. Da der Guß in offener Form erfolgte, blieb die Rückseite
rauh. Gualterius Rivius empfiehlt 1547 in seiner „neuen Perspektiva",
drittes Buch, als Gußsand den natürlichen, in der Umgebung von Cremona
Fig. 15. Gotische Kaminplatte mit Greilenhguren, elsässisch (Burg Kreuzenstein)