Tracht bei der Figur der jüngeren Tochter Lots, die gabelförmige Astbildung
an den Bäumen, die große Vorliebe für landschaftliche Details sowie
die eines Architekten würdige Durchbildung der Befestigungswerke und
Bauten der Stadt Sodom erinnern lebhaft an die Judith-Platte des hessischen
Künstlers (Fig. 40). Auch die beiden schildhaltenden geüügelten Männer
mit Fischleib als Eckfüllungen passen in den Formenschatz Philipp Soldans.
Zum Überfiuß stimmen noch die Initialen HP und SS mit dem Namen
unseres Meisters, wobei ein Ver-
werfen der beiden Anfangsbuch-
staben im Vornamen Philipp sich
durch die Hand eines Gesellen
Soldans erklären läßt. Trifft die
Zugehörigkeit dieser Platte zu, so
ist sie entweder vor dem Eintritt
Soldans als Formschneider beim
Eisengußwerk des Klosters Haina
entstanden, oder der Künstler lie-
ferte das Modell hierzu an eine an-
dere uns vorläufig unbekannte
Schrnelzhütte.
Nassau, eines der wichtigsten
Eisenländer, besonders hinsichtlich
der Grafschaft Nassau-Siegen, hat
einen erheblichen Anteil an dem
Ofenplattenguß des XVI. und XVII.
Jahrhunderts. Unter den Gußwaren
werden Öfen schon I5o5 erwähnt,
und 1562 läßt sich Herzog Wilhelm
von Sachsen (ernestinische Linie)
eine große Sendung Gußplatten aus
Siegen kOmmEII, den Landgrafen Fig.44. Ofenplatte mitdem Wahlspruch des Landgrafen
von Hessen um freien Durchlaß Wilhelm VI. von Hessen, aus dem Eisengußwerk zu
dieses Transportes ersuchend. Im Rornmershausen (Burg Kreuzenstein)
Jahre 1588 ist „Offengieszer auf der Audenschmieden" Wilhelm Wilking.
Daneben blühte der Eisenguß in den gräflich Solmsschen Gebieten, so
besonders zu Kraft-Solms, das auf zahlreichen Platten genannt wird und
dessen bekanntester Gießermeister des XVI. Jahrhunderts Peter Sorge war.
Derselbe ist später im nassauischen Gußwerk Weilmünster nachweisbar.
In Waldeck ließ Gräfin Maria zur Erinnerung an das schlechte Obst-
jahr 1591, wie das Salbuch der Herrschaft Itter berichtet „große eiserne Ofen
gießen mit der Historie aus 2 Reg. 4 Elisae Wunder zu Sarepta durch Jost
Schilling, Formschneider zu Immighausen" (Imkhusen). Diese Waldeckschen
Platten wurden wiederholt kopiert und zählten bis ins Ende des XVII. Jahr-
hunderts zu den gangbarsten Mustern (Fig. 42).