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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 8 und 9)

Tracht bei der Figur der jüngeren Tochter Lots, die gabelförmige Astbildung 
an den Bäumen, die große Vorliebe für landschaftliche Details sowie 
die eines Architekten würdige Durchbildung der Befestigungswerke und 
Bauten der Stadt Sodom erinnern lebhaft an die Judith-Platte des hessischen 
Künstlers (Fig. 40). Auch die beiden schildhaltenden geüügelten Männer 
mit Fischleib als Eckfüllungen passen in den Formenschatz Philipp Soldans. 
Zum Überfiuß stimmen noch die Initialen HP und SS mit dem Namen 
unseres Meisters, wobei ein Ver- 
werfen der beiden Anfangsbuch- 
staben im Vornamen Philipp sich 
durch die Hand eines Gesellen 
Soldans erklären läßt. Trifft die 
Zugehörigkeit dieser Platte zu, so 
ist sie entweder vor dem Eintritt 
Soldans als Formschneider beim 
Eisengußwerk des Klosters Haina 
entstanden, oder der Künstler lie- 
ferte das Modell hierzu an eine an- 
dere uns vorläufig unbekannte 
Schrnelzhütte. 
Nassau, eines der wichtigsten 
Eisenländer, besonders hinsichtlich 
der Grafschaft Nassau-Siegen, hat 
einen erheblichen Anteil an dem 
Ofenplattenguß des XVI. und XVII. 
Jahrhunderts. Unter den Gußwaren 
werden Öfen schon I5o5 erwähnt, 
und 1562 läßt sich Herzog Wilhelm 
von Sachsen (ernestinische Linie) 
eine große Sendung Gußplatten aus 
Siegen kOmmEII, den Landgrafen Fig.44. Ofenplatte mitdem Wahlspruch des Landgrafen 
von Hessen um freien Durchlaß Wilhelm VI. von Hessen, aus dem Eisengußwerk zu 
dieses Transportes ersuchend. Im Rornmershausen (Burg Kreuzenstein) 
Jahre 1588 ist „Offengieszer auf der Audenschmieden" Wilhelm Wilking. 
Daneben blühte der Eisenguß in den gräflich Solmsschen Gebieten, so 
besonders zu Kraft-Solms, das auf zahlreichen Platten genannt wird und 
dessen bekanntester Gießermeister des XVI. Jahrhunderts Peter Sorge war. 
Derselbe ist später im nassauischen Gußwerk Weilmünster nachweisbar. 
In Waldeck ließ Gräfin Maria zur Erinnerung an das schlechte Obst- 
jahr 1591, wie das Salbuch der Herrschaft Itter berichtet „große eiserne Ofen 
gießen mit der Historie aus 2 Reg. 4 Elisae Wunder zu Sarepta durch Jost 
Schilling, Formschneider zu Immighausen" (Imkhusen). Diese Waldeckschen 
Platten wurden wiederholt kopiert und zählten bis ins Ende des XVII. Jahr- 
hunderts zu den gangbarsten Mustern (Fig. 42). 

	        
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