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wenn auch der Anteil des Gießers
hier gegenüber der Arbeit des Kunst-
schmiedes ein geringer ist (Fig. 77).
Mit dem Ende des XVII. Jahr-
hunderts verläßt der Ofen aus Guß-
platten seine bisher so achtbare
Stellung im Kunsthandwerk. Seine
letzten Ausläufer reichen in das Auf-
treten der deutschen Barocke. Die
Verwüstung zahlreicher Schmelz-
hütten im Laufe des Dreißigjährigen
Krieges, die folgende Teuerung und
der Mangel an Arbeitskräften in
dem halb entvölkerten Deutschland
waren hier mitbestimmend. Dazu
äußerten sich noch speziell in der
ältesten Heimat des Plattengusses,
die kaum zur Ruhe gelangt,
unter dem dritten Raubkrieg Lud-
wigs XIV. entsetzlich zu leiden
__ _ hatte, vollständige Untätigkeit und
35;.ÄliviiäiiiiiliälifZIslaälliäßfälilggkiiililiS13 Uneleherheil des Gewerbes eewle
Unlust zu jeglichem Unternehmen.
Das ausgehende XVII. Jahrhundert stellt
daher für den Westen Deutschlands
nahezu gar keine Vertreter dieses Hand-
werkszweiges. Besser stand es in Süd-
deutschland, wo der 1682 bezeichnete
und mit den Wappen Öttingen-Wolken-
stein geschmückte Madonnenofen aus
dem Kloster der Elisabethinerinnen in
Wien entstanden ist (Fig. 78). Bayern
oder Tirol ist seine engere Heimat.
In unserem Jahrhundert, in welchem
das Eisen in einem Maße wie nie vorher
die Kultur der Menschheit beherrscht
und der gewaltigste Faktor in der Ent-
wicklungsgeschichte der Völker gewor-
den ist, hat dieses Metall auf jeden
Kontakt mit der Kunst endgültig ver-
zichtet.
Fig. 73. Ofenplatte mit dem Mannaregen, elsässisch,
XVII. Jahrhundert (Burg Kreuzenstein)