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Ingres am nächsten kommt. Um sechs Jahre später ist
das liebliche Brustbild einer dekolletierten Odaliske von
Georg Raab datiert, ein ovales Pastell von großem Reiz,
das seinerzeit auf der posthumen Wiener Raab-Ausstel-
lung nicht gezeigt worden ist. Unter den drei Blumen-
stücken von Franz Xaver Petter brilliert besonders eines,
das sozusagen aus der Froschperspektive ein StückWald-
boden mit allem, was da grünt und blüht, Heucht und
kreucht, vorführt (1854); die Waldblumen waren ja be-
kanntlich Petters Stärke. Unter den übrigen Alt-Wiener
Bildern seien noch das Brustbild einer jungen Schönen
von Amerling (etwa 1850), ein unsigniertes farben-
leuchtendes Genrebild (Böhmische Kirmes; von Eduard
Ritter?) und das halb verschneite Innere einer gotischen
Kirchenruine von Karl Hofbauer (X841; unter dem
Einfluß der Düsseldorfer Schule) hervorgehoben. Unter
den Werken der niederländischen Schule erregt das
prachtvolle Brustbild eines jungen Adeligen in Harnisch
und Allongeperücke von dem Rembrandt-Schüler Nicolas
Maes aus dem Jahre x69o besondere Aufmerksamkeit.
Von einem andern Schüler Rembrandts, Gerbrand van
den Eeckhout, ist die Darstellung eines mit dem Kruge
in der Hand entschlummerten greisen Zechers. Von
Jakob Thorenvliet (i64x-i7z9) sind zwei interessante
Bilder aus dem Kreise der Magie signiert (auf Kupfer,
X567); das eine stellt eine Hexe dar, die sich unterm
Kamin zum nächtlichen Ausritt auf dem Besenstiel rüstet,
das andere, als Gegenstück, einen Hexenmeister in Samt-
barett und pelzverbrämter Schaube Beschwörungen voll-
bringend. Endlich sei noch eines Alt-Linzer Malers
gedacht, der mit zwei Werken auf der Ausstellung ver-
treten ist, Johann Baptist Reiters, der als Genre- und
Bildnismaler gleichfalls der Wiener Schule angehört,
und auf den man jetzt in Sammler- und Museumskreisen
aufmerksam wird. Die Staatsgalerie hat zwei Bilder von
seiner Hand erworben, und die beiden in Rede stehenden
Gemälde werden in den Besitz des Linzer Museums und Groteske schenkt" Bachusim Fasse"
der oberösterreichischen Landesgalerie übergehen. Das vonaeorgxobenhaughStraßburg, X567
eine von ihnen, ein Selbstbildnis aus dem Jahre 1842, bis "m; (Großherzog von Hessen.
ist durch eine für jene Zeit fast unglaubliche Verve der Darmstadt). Phot. Schröder, Berlin
koloristischen Auffassung und durch die naturburschen-
hafte Gestaltung des Motivs ausgezeichnet. Ähnliche Vorzüge zeichnen das andere Bild
aus, das eine junge, vermutlich polnische Emanzipierte, etwa aus dem Jahre x848, mit
liebenswürdiger Leichtigkeit und Sicherheit darstellt.
Die gegenwärtige Ausstellung, von der hier nur auf einige Werke näher eingegangen
werden konnte, ist bereits die vierte Ausstellung von Werken der älteren Malerei aus ober-
österreichischem Privatbesitz, welche die Direktion des Linzer Museums in den jüngsten
Jahren veranstaltet hat; ein Beweis, wie reich der oberösterreichische Boden noch immer
an Werken der alten Kunst ist. - Gleichzeitig mit dieser Ausstellung findet im Linzer
Museum eine Vorführung von Hauptwerken der modernen englischen Radierkunst statt.
Unter ihnen sind es besonders die Blätter von Frank Brangwyn und die Radierungen
und Lithographien von Josef Pennell, welche besonderes Interesse erregen; jene durch
Jahrhundertausstellung in Darmstadt.