wohl einer reichen Phantasie, ist aber in der Ausführung zu kompliziert: rings um
eine Pyramide entspinnen sich unzählige Episoden, welche die berühmtesten Kompo-
sitionen des Meisters versinnbildlichen. Die Figur des Fra Angelico von Jean Boucher
wirkt lebendig und durchgeistigt; es ist ein Kunstwerk. Die Helden der Eroberung der
Lüfte haben an allen Orten die Bildhauer zu Monumenten angeregt. Wir sehen hier eine
recht interessante Komposition, ein stilisiertes Fabelwesen, welches den gefallenen Aviatiker
auf einen Flügel ladet. Die Linien sind schön und streng gehalten, die Dimensionen nicht
übertrieben. Das Monument ist von Marcel Gaumont. Desruelles schafft eine angenehm
ländliche Idylle, ein Hirtenknabe und eine kleine Schäferin bilden eine hübsche Brunnen-
dekoration. Die „Nausica sur la Plage" von Poncin, eine Figur aus Sandstein, ist von
schlichter harmonischer Form. Dieselben Eigenschaften finden wir in der „Femme nue",
einer Gartenstatue von Fernand David.
Die Denkmäler mittelalterlicher Helden wirken immer viel künstlerischer als die-
jenigen, welche den Berühmtheiten der Neuzeit gewidmet sind. Es ist dies wohl eine
Kostümfrage und man findet darin einen Beweis mehr dafür, wie unästhetisch die moderne
Männerkleidung ist. Es kann niemals ein Kunstwerk daraus werden, wenn man einen
Mann von heutzutage in der ihm gewohnten Kleidung darstellt; die Bildhauer sollten dies
unter allen Umständen vermeiden, selbst wenn das sogenannte „sprechend Ähnliche"
hierfür geopfert werden müßte. Um auf das Mittelalter zurückzukommen, bewundern wir
die energiestrotzende Gestalt des Nicolas Rolin, eines Helden aus dem XIV. jahrhundert,
von Henri Bouchard. Die Reiterstatue eines Ritters (Lebensgröße in Bronze) von Arthur
Le Duc wirkt auch sehr gut. Das große Monument „A Jean de Bologne" für die Stadt
Douai ist eine schwerfällige Gruppe mehrerer überlebensgroßer Körper. Der Schöpfer
dieses Werkes, Alexandre Descatoire, wird hiermit nicht seinen Ruf begründen.
Andere Künstler suchen ihre Inspirationen in der vorgeschichtlichen Zeit: Eine
mächtige Gestalt, die mit einem Wolf ringt, ist kühn entworfen; sie heißt „Chasseur
primitif" und ist von Marcel Paupion. Ähnliche muskelstrotzende Figuren aus alten
Zeiten, mit Tierfellen bekleidet, sehen wir in der Gruppe „die Besiegten" von Horace
Daillion: Ein alter und ein junger Mann tragen ein schönes Weib; es ist hier offenbar eine
Flucht gemeint, aber es könnte ebenso gut eine Heimkehr der Sieger mit ihrer Beute
bedeuten. Adam und Eva wurden uns auch diesmal nicht geschenkt. Die Ureltern der
Menschheit sind in einigen Auflagen vorhanden; eine neuartige Auffassung ist jedoch
diejenige von Albert Roze. Sie heißt „der Erstgeborene"; Adam betrachtet das kleine
Menschlein mit unendlichem Erstaunen, während Eva erschöpft unter einem Felsen-
vorsprung ruht.
Die Allegorien treiben viel Unfug im Salon des Artistes Francais. Das Schicksal, ein
Schauergreis, ist der Phantasie eines gewissen Honore Icard entsprungen. Man flieht vor
dieser Vogelscheuche, nicht weit davon aber kommt uns aus einer Grotte, vor deren
Eingang sich die Opfer winden, ein fürchterliches Weib entgegen: „la Guerre", vielleicht
ist es auch ein Mann, jedenfalls soll hier der Krieg in abschreckendster Weise versinn-
bildlicht sein. Das Werk, es ist von Madame Matte, ist für den Friedenspalast in Haag
bestimmt. Eine Szene aus Dantes „Inferno" von Henrijondet blieb mir recht unverständlich.
Ein großes Brunnenmonument von Alaphilippe ist den Frauen aus früherer Zeit
(„les Dames d'Antan") gewidmet. Die drei Gestalten in ihren stilvollen Kostümen sind
mit großem Geschick ausgeführt. Die Figuren von Henri Allouard könnten aus der Rokoko-
zeit stammen, allerdings sind sie nicht allererster Qualität. Ein ernster tiefer Glaube beseelt
das Grabdenkmal, welches Andersen seinem Bruder gewidmet hat; die Gestalt des Ver-
storbenen wird von der Ewigkeit erhoben und geküßt. Ein anderes Sinnbild, „la Douleur
et l'Esperance" von Robert Delandre, ist eine schöne Darstellung der Gefühle menschlicher
Trauer.
Die erfreulichsten Eindrücke stehen uns noch bevor, und wir verdanken sie einerseits
der Kunst der Terpsichore, andrerseits der Tierwelt. Die Tänzerinnen sind sehr zahlreich,