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Malaiisch-polynesischer Herkunft ist die Einteilung des Sarunghauptes
in Dreiecke sowie das auf die Spitze gestellte Quadrat der Kopftücher.
Melanesisch ist sogar das Parang-Muster, das noch auf Bambubüchsen der
Papua Neu-Guineas in einfacher Form zu finden ist. Die schrägen Linien,
in paralleler Richtung verlaufend, sind wieder malaiisch-polynesischen Ur-
sprunges. Das Paradiesvogelmotiv deutet ebenfalls auf Verbindung mit dem
östlichen Archipel.
Alle diese fremden Elemente sind jedoch im Laufe der Zeit ein National-
eigentum geworden. Das melanesische Parang-Muster im besonderen steht
an de'n javanischen Fürstenhöfen in hoher Ehre und kommt in vielen Varia-
tionen vor. Aber was in neuerer Zeit unter chinesischem und europäischem
Einfiuß entstanden ist, fällt deutlich
heraus, man kann es sofort als Ent-
artung gegenüber der alten Kunst
erkennen. Die Ruhe fehlt, die frem-
den Motive sind ohne Liebe und Ver-
ständnisnebeneinandergefügt, die Ge-
samtwirkung ist verloren gegangen.
Deshalb kommt die Erkenntnis
dieser charakteristischen Kunst zur
rechten Zeit.
Früher war das Batiken eine
ausgesprochen aristokratische Be-
schäftigung; den Frauen aus dem
Volke fehlte die Zeit für diese zeit-
raubende Arbeit. Und so hatte sich
Gebatikres Seidernuch aus Turkestan (Museum für in früherer Zeit die Sitte ausgebildet,
Völkerkunde in Berlin, ums, 3x23 b) daß gebatikte Kleider m11" Von der
vornehmen Klasse gemacht und ge-
tragen werden durften. Es gab sogar eine ganze Reihe von Mustern, die dem
Fürsten und seiner engen Familie vorbehalten waren und also in gewissem
Sinne heraldischen Mustern gleichgestellt werden können.
In unserer nivellierenden Zeit ist da manches verloren gegangen. Die
Macht der Fürsten und Adeligen ist verschwunden; in den tonangebenden
Kreisen hat mancher mit europäischer Verachtung auf solche Zeitver-
schwendung hinabgesehen und vergessen, daß es sich hier um Kunst im
besten Sinne handle.
Frauen und Mädchen, die das Batiken verstanden, vermieteten sich auch
auf Taglohn bei europäischen Damen, um ihre Morgenkleider zu batiken, und
holländische Frauen mit Geschäftssinn richteten Batikateliers ein, wo die
europäische Auffassung „besser" zur Geltung kam.
Zum Schlusse kamen die verschlagenen Chinesen und gründeten Batik-
werkstätten in großem Maßstabe. Sie zahlten den Mädchen einen kleinen
Vorschuß und beköstigten die Arbeiterinnen auf ihre Kosten. Dank diesem