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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 10)

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wollene Tücher, die auf primitive Weise verziert sind. An Stelle von Wachs 
wird eine Mischung aus Ketan-Mehl und Zuckerwasser gebraucht. Dieser" 
Brei wird mit einer Art Pinsel aufgetragen. Wenn die Breischicht getrocknet 
ist, wird der Stoff nicht in der Küpe gefärbt, sondern die Farbe wird mit 
einem breiten Pinsel aufgetragen. In einer benachbarten Gegend werden statt 
der Pinsel Stifte aus Bambus verwendet, um die Deckmittel aufzuzeichnen. 
Dieser Fund ist deshalb so wichtig, weil das Batiken sonst unter Sunda- 
nesen (siehe Seite 442) wenig in Gebrauch ist und 
eine ältere, primitive Form des Batikens darstellt. 
Das Wachs fehlt bei diesem Vorgange, aber im 
Kataloge der Internationalen kolonialen Ausstel- 
lung im Jahre 1 883 zu Amsterdam sind auf Seite 264 
„zwei Federn, um mit Wachs zu schreiben" aus 
Java angeführt. Es geht daraus hervor, daß die 
Wachsverarbeitung mit einem Stifte auch auf Java 
gebräuchlich gewesen, in isolierten Gegenden 
vielleicht jetzt noch ist. - 
Das Batiken in seiner heutigen Form auf 
Java stellt aber eine hochausgebildete Technik 
dar, die sich nur langsam aus Urformen, die noch 
im Indischen Archipel nachzuweisen sind, ent- 
wickelt haben kann. 
Die javanische Batiktechnik ist schon durch 
die Art des gebrauchten Stoffes (Baumwolle) eine 
vorgeschrittene Form. Denn den baumwollenen 
Kleidern sind solche aus Faserweberei vorange- 
gangen. Geflochtene Kleider, die jetzt noch auf 
den Aru-Inseln zu finden sind, bilden wieder eine 
ältere Form; Kleidungsstücke aber aus Palm- 
Gebaüktes samt Palmblatt in Gelb oder Pandanusblättern gefertigt sind die älteste 
211.132"(äfiliinaiifääiliiilfiä; Stufe, flie Urfom- _ _ _ 
1„ Baum, Nnv 11436) Die Bedeutung dieses Blattmaterials für die 
primitiven Völker hat man längere Zeit übersehen. 
Die zahlreichen älteren Gegenstände aus dem Indischen Archipel in den 
holländischen Museen zeigen jedoch in überraschender Weise, welche Rolle 
dieses Urmaterial gespielt hat, lang bevor man die Flechtkunst kannte. 
Die Blattstreifen werden durch Reihstiche mit Fasern verbunden und 
zu den verschiedensten Zwecken verwandt. Die Regenmatten schützen vor 
Unbilden der Witterung, die Hüte vor Sonnenglut, Sitzmatten dienen als 
Lager, runde Kissen als Sitz, Schamschiirzen als Bedeckung; sogar Unterlagen 
für die weibliche Frisur sind vorhanden. Breite I-Ialskragen müssen gleichwie 
Kopfbänder den Körper schmücken. Im Kriege dienen Palmwedel sogar zur 
Abwehr der Pfeile, und auf den Prauen bilden Blattstreifen die Segel. Dosen 
und Kleiderkisten werden aus demselben Material zusammengestellt. 

	        
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