Nr. 15
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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haben manche Stunde still über diesen kleinen
Bildern gesessen und in dieser Zeit jedenfalls nichts
Schlimmes gedacht und getan. So werden viele Kna
ben und Mädchen durch Sammeleifer stark in An
spruch genommen und spielend den Wissenschaften
und Künsten nahegebracht.
Jetzt sammeln und brocken meine Knaben Blu
men für ihr Herbarium, Dadurch wird wieder ihr
Beobachtungssinn und ihre Ordnungsliebe stark an
geregt. Sie lernen dabei auf Dinge achten, an denen
andere völlig gleichgültig vorübergehen und geben
ihrer Naturfreude durch stets neue Exemplare ihrer
Sammlung eine wirksame Gedächtnisstütze. Sehen
sie nach Jahren diese Blumen wieder, dann stellen
sich in der Erinnerung gleich alle die frohen Stunden
wieder ein, in denen sie auf den Bergen der Steier
mark die Blumen pflückten. Sie schaffen sich aus
eigener Kraft einen Besitz, der ihr eigenes Leben
bereichert und mit dem sie auch anderen Menschen
Freude und Ruhm stiften können. Das Sammeln,
Pflegen, Pressen, Einordnen und Aufspannen der
Pflanzen erfordert auch Fleiß und Geduld und führt
zu einer wertvollen Kennerschaft.
Ich möchte allgemein behaupten: Sammler sind
Menschen von ruhiger und behaglicher Gemütsart.
Ich habe jedenfalls zu ihnen unwillkürlich ein stilles
Vertrauen, ebenso wie zu Vogelzüchtern und auch
zu Gärtnern. Wer sammelt, der hat den Trieb zu
erhalten, zu pflegen, zu ordnen. Ich glaube nicht, daß
ein Wüstling, Sauf- oder Raufbold Sammler sein
könnte. Daher meine Ueberzeugung: Wo man sam
melt, laß dich ruhig nieder!"
Die Sommerauktionen in Cuzern.
Wir haben in der vorigen Nummer von den zwei
Sommerauktionen berichtet, die die Galerie F i -
scher in Luzern vom 18. bis 20. August und
am 5, September veranstaltet. Zwischen diese beiden
Auktionen wird, u, zw. am 1. September, die Ber
liner Privatsammlung Heß eingeschaltet, die den
beiden besprochenen an Bedeutung nicht nachsteht.
Die Sammlung Heß, die von der Galerie Fischer
gemeinsam mit Paul Cassirer (Berlin) aufgelöst
wird, besteht in der Hauptsache aus Gemälden alter
und moderner Meister. Nennen wir zuerst billig die
alten Meister, so müssen wir mit der Madonna von
Rogier van der Weyden beginnen, die nach der
Ansicht M. J, Friedländers zu den drei Madonnen
bildern gehört, die als Originale anzusprechen sind.
Die beiden anderen Bilder befinden sich in den
Sammlungen M a n c e 1 (Caen) und Huntington
(New York). Friedländer erklärt die jetzt unter den
Hammer kommende Madonna als »zarter« und auch
als für später, als die der Sammlung Huntington.
Die anderen alten Meister fallen in die Barock
zeit. Da sind von Tintoretto das Bildnis eines
schwarzgekleideten jungen Mannes und zwei kleine
Bilder mit Darstellungen aus der Legende des heil.
Kreuzes, G r e c o erscheint mit zwei hervorragen
den Arbeiten. Die eine zeigt den hl. Franziskus in
Meditation, die andere Jesus beim Gastmahl im
Hause des Simeon in Bethanien, Von van Dyck ist
ein betender Jüngling da, eine Arbeit, die nach Bode
als Studie zu dem Gemälde »Christus, die Kinder
segnend« anzusehen ist, die in der Sammlung des
Herzogs von Marlborough prangt. Von Rubens
stammen ein männliches Brustbild, eine Allegorie
der Inspiration und zwei Skizzen: »Herkules und der
Löwe« und »Jagd der Diana«. Unter den Zeichnun
gen wäre eine Federskizze von Rembrandt her
vorzuheben, die einen Orientalen zu Roß zeigt.
Unter den modernen Meistern, die einst die
Grundlage der ganzen Sammlung bildeten, glänzen
besonders die Franzosen. Von Daumier scheinen
zwei Arbeiten auf, die schon auf der Berliner Dau-
mier-Ausstellung viel bewundert wurden: »Die Bett
ler« und die »Zwei Putten«, Degas ist mit einem
Tänzerinnen-Pastell, T oulouse-Lautrec mit
dem anmutigen Bild »Beim Frisieren« vertreten.
Ihnen reihen sich Paul C e z a n n e mit einem Stil
leben, Renoir mit einem Mädchenporträt, einer
Landschaft und einem Stilleben (Melonen) und
G. B r a q u e mit einem Stilleben in kubistischer
Manier an.
Außer den Franzosen begegnen wir in dieser
Abteilung Edward Munch mit wirkungsvollen
Szenenbildern aus Ibsens »Gespenstern«, Oskar
Kokoschka mit einem seiner besten Selbstbild
nisse (aus dem Jahre 1912) u, a,
Ueberaus reichhaltig ist die Sammlung auch an
Plastiken. Auch hier dominieren die Franzosen:
Daumier, Degas, Renoir, vor allem aber A, M a, i 1-
1 o 1, dessen herrlicher Torso (L'action en chainnee«)
gewiß heiße Kämpfe auslösen wird. Den Franzosen
ebenbürtig erweisen sich die. Deutschen: Barlach,
Gaul, Sintenis, Von Barlach sind neun
Holzskulpturen da, die aus Ausstellungen rühmlich
bekannt sind, so Die Hexe, Alte Frau mit Rock,
Hunger, Barmherzigkeit, Frau mit unterschlagenen
Armen etc., Gaul brilliert mit Figuren aus seiner
Menagerie: Löwen, Schafen, Eseln, Widdern,: Ele
fanten, Sintenis mit Fußballspielern, aber auch
mit Tieren, in denen er große Meisterschaft besitzt.
Den Beschluß machen Kopfstückarbeiten von
H. Haller und Bronzen von Ernesto de F i o r i
und . Georg Kolbe.
Seltene Jlutographen.
Maggs Bros in London versendet ein Ver
zeichnis seiner Autographen - Bestände, das eine
Fülle seltener Autographen aufweist.
Ungemüin interessant ist ein die Unterströmun
gen der abendländischen Politik im Zeitalter Karls V.
beleuchtendes Schreiben Franz I. von Frankreich
an den Landgrafen Philipp von Hessen vom
14. Oktober 1532. Den Tod der Queen Anne (1714)
behandelt ein vertraulicher Bericht des Lord B o-
1 i ng b r o k e an den früheren Kronprätendenten, Von
außerordentlicher Seltenheit sind sodann zwei Pri
vatbriefe von Oliver C r o m w e 11 an Richard
Major und Georges Washingtons an Major
Harrison. Erwähnt sei weiters ein Schreiben
Wallen steins mit der sehr seltenen eigen
händigen Unterschrift.
Von Bedeutung für den Historiker ist ein Brief
Wellingtons an den kommissarischen General
in Spanien-Portugal, John Murray, mit Befehl des
Truppentransports nach Portugal vom 27. August
1809. Den Brief begleiten zwei Dokumente, in denen
Murray eine Anweisung auf 118.000 Pfund Sterling
für den Unterhalt der Truppen erhält,
Eine Reihe bemerkenswerter Briefe liegt aus der
Zeit der Französischen Revolution und dem ersten
Kaiserreich vor. U. a. erklärt der alte Mirabeau