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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 10)

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dem bläst die Javanerin 
in die kleine Öffnung, 
um sie offen zu halten 
und das Wachs zu küh- 
len. Täte sie dies nicht, 
so würde der Ansatz 
' um so schwieriger sein 
und bedeutend breiter 
werden. 
Das Wachs wird 
auf einem glühenden 
Holzkohlenfeuer warm 
gehalten, um eine gleich- 
mäßige Temperatur zu 
erzielen. 
BeimWachszeich- 
nen kommt die zeich- 
nerische Begabung der 
geübten Javanerin erst 
recht zum Vorschein. 
Mit großer Sicherheit 
Gebatiktes Kopftuch aus Surakarta (Im Besitz des Vereines „Boeatan" im zeichnet Sie  Schwie- 
Haag) 
 
rigsten Ornamente auf 
den Stoff, wie die symmetrisch gebildeten Schmetterlings- und F lügelmotive, 
die später farbig als große Flecken wirken müssen. Die Zwischenräume 
werden mit Hott gewundenen Blumenranken gefüllt, mit stilisierten Vögeln 
oder anderem Getier. Oder sie arbeitet, wie beim Parang-Muster, mit unend- 
licher Geduld an den vielen schräglaufenden Liniengruppen, indem sie die 
Füllung wiederholt, die hier aus einem einfachen Motive besteht. Tage-, oft 
wochenlang beschäftigt sie sich mit diesem monotonen Ornament, und kein 
unsicherer Strich verrät, daß sie bei dieser Arbeit die Geduld verloren habe; 
überall dieselbe Ruhe, beim Anfang und Ende der Arbeit: das Parang-Motiv 
ist mit unendlicher Sicherheit auf dem ganzen Tuche hunderte Male 
wiederholt. l 
Dabei strengt sie sich scheinbar nicht an. Fast spielend gleitet der 
Tjanting über das Tuch, geführt von der sicheren Frauenhand. Mit derselben 
Handbewegung, ohne den Körper zu bewegen, entstehen die einfachsten 
und die schwierigsten Formen. Oft spielt sie sogar bei der Arbeit oder blickt 
auf, um sofort darauf wieder weiter zu schaffen. 
Natürlich haben die javanischen Frauen und Mädchen diese Sicherheit 
nicht auf einmal erlangt. Wenn zum Beispiele größere Flächen mit Wachs 
ausgefüllt werden müssen, geschieht dies durch eine noch ungeübte Kraft, 
die sich auf solche Weise allmählich mit der Arbeit vertraut macht. 
Sie lernt dabei spielend die Muster kennen; wenn nötig, hängt sie dabei
	        
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