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dem bläst die Javanerin
in die kleine Öffnung,
um sie offen zu halten
und das Wachs zu küh-
len. Täte sie dies nicht,
so würde der Ansatz
' um so schwieriger sein
und bedeutend breiter
werden.
Das Wachs wird
auf einem glühenden
Holzkohlenfeuer warm
gehalten, um eine gleich-
mäßige Temperatur zu
erzielen.
BeimWachszeich-
nen kommt die zeich-
nerische Begabung der
geübten Javanerin erst
recht zum Vorschein.
Mit großer Sicherheit
Gebatiktes Kopftuch aus Surakarta (Im Besitz des Vereines „Boeatan" im zeichnet Sie Schwie-
Haag)
rigsten Ornamente auf
den Stoff, wie die symmetrisch gebildeten Schmetterlings- und F lügelmotive,
die später farbig als große Flecken wirken müssen. Die Zwischenräume
werden mit Hott gewundenen Blumenranken gefüllt, mit stilisierten Vögeln
oder anderem Getier. Oder sie arbeitet, wie beim Parang-Muster, mit unend-
licher Geduld an den vielen schräglaufenden Liniengruppen, indem sie die
Füllung wiederholt, die hier aus einem einfachen Motive besteht. Tage-, oft
wochenlang beschäftigt sie sich mit diesem monotonen Ornament, und kein
unsicherer Strich verrät, daß sie bei dieser Arbeit die Geduld verloren habe;
überall dieselbe Ruhe, beim Anfang und Ende der Arbeit: das Parang-Motiv
ist mit unendlicher Sicherheit auf dem ganzen Tuche hunderte Male
wiederholt. l
Dabei strengt sie sich scheinbar nicht an. Fast spielend gleitet der
Tjanting über das Tuch, geführt von der sicheren Frauenhand. Mit derselben
Handbewegung, ohne den Körper zu bewegen, entstehen die einfachsten
und die schwierigsten Formen. Oft spielt sie sogar bei der Arbeit oder blickt
auf, um sofort darauf wieder weiter zu schaffen.
Natürlich haben die javanischen Frauen und Mädchen diese Sicherheit
nicht auf einmal erlangt. Wenn zum Beispiele größere Flächen mit Wachs
ausgefüllt werden müssen, geschieht dies durch eine noch ungeübte Kraft,
die sich auf solche Weise allmählich mit der Arbeit vertraut macht.
Sie lernt dabei spielend die Muster kennen; wenn nötig, hängt sie dabei