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nach diesem Regierungsrat Ignaz Groß von Ehrnstein als Direktor dieser
Fabrik, und von letzterem wird berichtet, er habe es verstanden, „die
Linzer Teppiche zu einer solchen Stufe der Vollkommenheit zu bringen,
daß sie in Hinsicht der Ausführung der Zeichnungen, der Lebhaftigkeit
und Dauer der Farben und der Qualität des Stoffes selbst den englischen
Mustern gleichgestellt werden können". Der größte Teppich der Linzer
Fabrik in der Franziszeischen Epoche war der „für das kaiserliche Appar-
tement in Wien" (es wird nicht gesagt, ob in der Hofburg oder in Schön-
brunn) gelieferte Fußteppich, der 32 Schuh lang, 28 Schuh breit war und
500 Pfund wog; sein Kolorit soll sehr schön gewesen sein. Wir dürfen
annehmen, daß auch der Teppich im Arbeitszimmer des Kaisers Franz in der
Hofburg(vergleic.he
A? "Ä i die Abbildung) aus
' Linz stammte. Die
Hauptniederlage in
Wien befand sich im
Laurenzergebäude.
Zu dieser Zeit be-
stand auch in Wien
wieder eine Teppich-
fabrik (der Besitzer
hieß Berger), deren
Arbeiten hoch ge-
schätzt waren.
Industrie und
Handel und Ent-
wicklung des Bank-
wesens nahmen
Das Rathaus in Baden bei Wien, von j. Kornhäusel, 1815 nicht nur aufdas ge-
samte Wirtschafts-
leben, sondern auch auf die soziale Struktur der Gesellschaft und auf die
Kultur des Hauses der Zeit großen Einfiuß. Eine bedeutende Rolle spielten
hierbei die Familien Fries und Geymüller, deren Paläste ein Zentrum des
geistigen und künstlerischen Verkehrs wurden, wie die angesehenen Häuser
der Arnstein, Sina und Wertheimstein; ohne den Einfiuß der Wiener Groß-
handlungshäuser der Zeit, deren es im Jahre 1820 an hundert gab, läßt sich
die Entwicklung der Kultur jener Tage nicht denken. Bekannt sind die
reichen Kunstschätze, die in diesen Häusern, so vor allem bei dem berühmten
Sammler Fries, aufgehäuft wurden, und die glanzvollen Feste, die in ihnen
während des Wiener Kongresses stattfanden. Die englische Reisende Trollope"
schrieb: „Eine Spezialität der Wiener Gesellschaft ist die bürgerliche Aristo-
kratie. Weder in London noch in Paris gibt es etwas, das der Stellung gleich-
käme, welche die Großhändler hier einnehmen." Und nichts beweist besser
" Verötientlichte ein interessantes Buch: „Vienna and the Austrians".