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schlossenere Figurenanordnung in der Kreuzigung
des Sippenmeisters um 1497 (im Kunstgewerbe-
museum von Köln) den Fingerzeig, auf welchem
Wege der Realismus der spätgotischen Hochblüte
um 1500 - man könnte sie mit gleichem Recht
die deutschnationale Renaissance nennen -- das
Problem der Raumdarstellung mit den Anforderun-
gen des Glasfensters versöhnt. Das Hauptwerk
dieses Meisters der heiligen Sippe sind die drei
mittleren Fenster im nördlichen Seitenschiff des
Kölner Doms von I 508, die zu den monumentalsten
Werken der deutschen Renaissance schlechthin
gehören. Dargestellt sind Anbetung der Könige,
der Hirten, Leben Petri und anderes, wobei in
Typen und Anordnung oft die wörtlichsten Ent-
lehnungen aus Hugo van der Goes unterlaufen.
Gleichwohl wird dadurch der künstlerische Wert
der Fenster nicht beeinträchtigt, und ihr Stil ist so
stark, daß er auch die herben Naturalismen des
Flamen und die Pracht der Landschaft (wie sich
im Wasser spiegelndes Gehölz und so weiter) ein-
saugt. Es bleibt, und das ist das Wunder und ein
Meisterstück, der Eindruck der Glasfiäche, die eine
Illusion nicht aufkommen läßt. Die Verwendung
des bizarren spätestgotischen Maßwerkes als Ab-
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schluß nach oben mag dem Flachencharakter der wgjjajjfjjs dj;"3j;;u,;j, FC;
Gläser zu Hilfe kommen. Die Hauptsache ist doch, 5Min derWeiSe Eßldunssvßn 1518.
im Kölner Kunslgewerbemuseum
daß der Meister, dessen mächtige Tafelbilder die (nach Schmm}
Raumtiefe so gut zu verwerten wissen, hier be-
hutsam in den Schranken der Aufgabe blieb und daß der Glasmeister der
Stadt Köln, Meister Herman Pantelynk der Ältere, seiner Riesenaufgabe in
jeder Hinsicht gewachsen war.
Auch der Meister von St. Severin hat eine ganze Reihe von herrlichen
Fenstern geschaffen: im Kölner Dom 1509, in St. Severin 1510, in Altenberg
eine Folge von sechzehn (oder zehn) großen Fenstern um 1505 (zerstreut in
Museen) und so fort. Seine Anordnung der Figuren ist lockerer, und Land-
schaft wie Innenraum nehmen eine Bedeutung an, die im Glasgemälde fast
die Grenze des Zulässigen streift. Sein Nachfolger wurde Barthel Bruyn, der
bereits voll auf dem Boden der (niederländisch gefärbten) „Renaissance"
steht. Das verleiht vor allem in seinem Hauptwerk, den Chorfenstern von
St. Peter (I 528), den Gestalten eine Schönheit und Würde des Auftretens, die
früheren allerdings versagt war. Aber auch er Endet noch den hohen Stil der
Glasmalerei, und die ausführenden Meister Pantelynk der Jüngere sowie
Merlo Lewe von Kaysserswerde bleiben der Tradition getreu. Sie bauen immer
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