wegen, einen geringen und zudem verspäteten EinHuß auf die Schweizer
Glasmalerei ausgeübt hat. In Deutschland war dieser Einfluß ohnehin
ziemlich gleich Null.
Dagegen hat am Oberrhein Hans Baldung die Wildsche Hinterlassen-
schaft übernommen und in würdigster Weise verwaltet, in Gemeinschaft
mit dem gleichfalls dem Elsaß entstammenden Glasmalermeister Hans von
Ropstein. Zwischen 1510 und 1515 sind die elf großen Chorfenster des Frei-
burger Münsters sowie dreizehn Figurenfenster der Freiburger Kartause
entstanden, die aus der Sammlung Douglas in verschiedene Museen kamen.
Es war die Zeit der vollendetsten Schöpfungen Baldungs, der etwas vom
Geiste Grünewaldscher Phantasie und Farbe, von Dürer die stärkere Ent-
schiedenheit der Zeichnung überkommen hatte. So wurden auch diese
Fenster zu farbigen Gegenstücken derer Barthel Bruyns. Denn es gibt nicht
viele Werke der Art, welchen die Erschütterung des ganzen künstlerischen
Fundaments durch die italienische Sturmflut „Renaissance" zum Heil aus-
geschlagen ist. Den Beweis liefern die Kaiserfenster desselben Freiburger
Dorns, die kurz danach, 1527 bis 1528 entstanden sind, wahrscheinlich auf
niederländische Kartons zurückgehen und darum die Linearperspektive an
die erste Stelle setzen. Der Erfolg ist negativ.
Aber es gab auch deutsche Meister, die wie Baldung das Prinzip des
Glases zu wahren wußten, noch an anderen Orten. In Augsburg schuf
Holbein der Ältere Fenster, die im Entwurf wie in der Durchführung vor
allem der lebensgroßen Standfiguren in St. Ulrich (Sakristei) um 1496 über-
haupt zu dem Höchsten zählen, dessen dieser herrliche Mann und seine Zeit
fähig waren.
In Nürnberg hatte das Volkamer-Fenster von Wild schon auf den Stil
Michael Wolgemuts günstig eingewirkt. Aber erst Dürer gab seiner Vater-
stadt einen Glasfensterstil von ausgeprägter Sonderart, dergestalt, daß von
1500 bis 1520 ohne die Dürersche Werkstatt kaum ein Fenster in Nürnberg
zu denken ist. Die hohe Blüte auch dieses Zweiges beruhte daneben auf der
vortrefflichen Werkstatt des Meisters Veit Hirschvogel, auf den vor allem
die drei großen Fenster im Sebalder Chor zurückgehen. Dürer selbst hat
davon zum mindesten das Pfinzinger-Fenster gezeichnet, 1515; ein weiteres
noch bekannteres Werk seiner Hand sind die drei Scheiben aus dem
Landauer Kloster von 1508, die seit 1891 im Berliner Kunstgewerbemuseum
hängen.
Durchdringende Leuchtkraft der Farben und eine an Dürers Holz-
schnitte erinnernde Energie der Umrisse zeichnen sie aus. Doch bedeuten
sie auch durch die Rücksichtslosigkeit, mit der Dürer Darstellung, land-
schaftliche Gründe und Architekturrahmen hinter den Pfosten über die
ganze Fläche hindurchzieht, die Grenze, bis zu der man das Bildmäßige
straflos treiben kann; eine Folge der Schwerkraft des Zeichnerischen in
Dürer. Malerisch empfindende Künstler wie Hans Wild, Bruyn oder
Baldung gleichen das Bildhafte durch Betonung der farbigen Fläche aus.