wölbungen und plastische Tiefensug-
gestion einen Raum hinter dem Maß-
werk vortäuschen, dessen gläserne
Durchsichtigkeit den peinlichsten
Gegensatz zu seinen Ansprüchen auf
Wirklichkeit bildet.
Doch endigt die Geschichte der
Glasmalerei nicht mit diesen gelehr-
ten Burlesken. Wie am Anfang des
monumentalen Realismus die Stiftung
de1'Habsburger in Königsfelden steht,
so hat das ruhmvolle Mäzenatentum
des Kaiserhauses auch an den Schluß
ein letztes wahrhaft großes Werk
gesetzt in den vier mächtigen Fen-
stern der Südkapelle von St. Gudule
in Brüssel." Sie wurden 1656 von
Jan de Labarre nach Kartons von
Theodor von Thulden gearbeitet
und stellen, noch einmal, den Höhe-
punkt in dem Werke dieses Rubens-
Schülers dar. Die Kraft der Farbe,
insbesondere des vom hellen Gelb
bis zum Purpurbraun spielenden
Silbergelbs, das den Ton angibt,
ist ohnegleichen, ein Zeugnis edelster
Art für die koloristische Größe, die
von Rubens ausging. Wie ein glühen-
des Abendrot leuchten diese Fenster,
barocke Glorien mit Riesensäulen in
dem Leben Marias darstellend, ma-
lerisch, ohne den Ehrgeiz des Täu-
schenden, in eine Zeit hinein, die
den Sinn für die Schönheit solcher
kostspieligen und zerbrechlichen
Gebilde verloren hatte.
EineErneuerungwo1ltebekannt-
lich der historische Eklektizismus
des XIX. Jahrhunderts bringen. Mit
anerkennenswerter Instinktlosigkeit
griff er zu den verkehrtesten Vor-
bildern und hat uns jene schreck-
haften vielen, vielenFenster beschert,
die auf Glas übertragene Historien-
Der Architekt, Entwurf von Max Pechstein, ausgeführt
von Gottfried Heinersdorff [nach Heinersdorfi)
in