DIE MONUMENTALE GLASMALEREI
DEUTSCHLANDS S9 VON DR. PAUL F.
SCHMIDT-OFFENBACHSW
IE Aufmerksamkeit hat sich in neuerer Zeit der Glas-
malerei - besser vielleicht: Glasfensterkunst e
zugewendet, und in Theorie und Praxis ist da-
durch Vortreifliches hervorgebracht worden.
Man hat sich nicht mit den abstrakten Erkennt-
nissen der Wissenschaft begnügt; aber es er-
scheint wohl angebracht, auf die großen und
verdienstvollen Bücher hinzuweisen, in welchen
Kunsthistoriker und Liebhaber das Beste alter
Zeiten uns aufbewahrt, erläutert und in Zu-
sammenhang gesetzt haben. Es behandelten
Claus Lehmann die Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz (1906),
Bruck die elsässische bis zum XVII. Jahrhundert (1902), Leo Balet die
schwäbische, C. v. Oidtmann die rheinische bis zum XVI. und Paul Frankl
die des XV. Jahrhunderts in Bayern und Schwaben (sämtlich 1912); als
umfassendste Arbeiten sind die großen und sehr reich illustrierten Kataloge
der Glasgemälde des Bayerischen Nationalmuseums von Schinnerer und des
Kunstgewerbemuseums zu Berlin von Hermann Schmitz (1913) zu nennen.
Eine gemeinverständliche kurze Schrift, deren Hauptwert in der technischen
Einführung, in dem Eingehen auf die Gegenwart und den trefflichen Abbil-
dungen" besteht (155 Tafeln), ist „Die Glasmalerei, ihre Technik und ihre
Geschichte", von Gottfried Heinersdorff in Verbindung mit Karl Scheffler
geschrieben. Sie enthält fast alles dem Laien Wissenswerte in ent-
sprechender Form, und insbesondere erübrigt sie es, sich an dieser Stelle
des näheren über die Technik der Glasfensterkunst auszulassen. Man kann
darüber nicht schöner und klarer handeln, als es Heinersdorff aus eigener
Erfahrung getan hat. Das Buch von Schmitz wendet sich mehr an Kenner
und Gelehrte und bietet wohl die eingehendste und am besten gegründete
Geschichte der deutschen und schweizerischen Glasfensterkunst bis ins
XVIJI. jahrhundert.
Leider fehlt es noch an einer zusammenfassenden Darstellung für die
österreichischen Lande. Es ist viel in den Zeitschriften des Wiener Alter-
tumsvereins, den Mitteilungen der Zentralkommission, in der Österreichischen
Kunsttopographie sowie in einzelnen Publikationen erschienen. Und zu-
gunsten einer besonders lohnenden Aufgabe, die höchst bedeutungsvollen
Fensterstiftungen des Hauses Habsburg vom XIV. bis zum XVII. Jahr-
hundert würdig zu veröffentlichen, mag eine Anregung von Hermann
Schmitz angeführt werden, der es eine Aufgabe nennt, „durch deren Aus-
' Die Abbildungen zu diesem Aufutze sind teils von dort mit Genehmigung des Verlages Br. Cassirer,
Berlin, teils aus dem Werk von Schmitz, mit Genehmigung des Verlages j. Bnrd, Berlin, entnommen.