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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 5)

moderner Zeichenkunst zusammenhängt. Es ist naheliegend, daß die bild- 
hauerische Anschauungsweise den vollrunden Typus bevorzugt, der einen 
weiteren Spielraum besitzt. Er wird den vomehmeren und kostspieligeren 
Erzeugnissen vorbehalten bleiben, die schon höhere Ansprüche an den 
Geschmack, an die Mittel und an den zur Verfügung stehenden Platz stellen. 
Während den älteren Typen schon durch die Buntheit und die oft sehr 
lebendige Silhouette der Uniformen ein sehr wirkungsvoller Reiz inne- 
wohnt, bedarf der feldgraue, möglichst unauffällige Charakter der jüngsten 
militärischen Ausrüstung eines größeren Maßstabes und eines sehr geschickt 
ausgewählten Hintergrundes, um wenigstens im Spiele so wirkungsvoll zu 
erscheinen, wie er es eigentlich in Wirklichkeit nicht sein darf. Ganz beson- 
ders wird aber stets die Schwierigkeit der Aufstellung größerer Mengen von 
Figuren, wie sie in dieserAusstellung vorgeführt erscheinen, insGewicht fallen. 
Den Mittelpunkt der Vorführung bilden die beiden großen Schlachten 
von Sedan und Mars-la-Tour, mit je 8000 Stück Zinnsoldaten. Andere Er- 
eignisse des deutsch-französischen Krieges von 1870, deren Darstellung einen 
Hauptbestandteil der Sammlung bildet, sind mit 2000 bis 3000 Figuren vor- 
geführt. Dem entspricht der große Flächenraum der Vitrinen, welche die 
Terraindarstellungen füllen. Solchen Aufwand kann nur eine öffentliche 
Schaustellung bieten. Man konnte dabei beobachten, daß insbesondere die 
Winterlandschaften durch ihren hellen Lokalton den kleinen Kriegern 
als günstiger Hintergrund dienten. Es ist auch hier wesentlich, daß nicht 
eine bloße Naturnachahmung genügt, sondern daß das Betonen des Wirkungs- 
vollen und Charakteristischen mit Erfahrung und sicherem Blick geübt 
werden muß. 
Es erklärt sich die Neigung, immer mehr zum größeren Maßstab der 
Einzelfiguren zurückzukehren. So würde auch der geschmackvollen Durch- 
bildung der Typen eine günstigere Möglichkeit geboten. 
Die Berliner Chronik im I. Hefte dieses Jahrganges unserer Zeitschrift 
bringt eine Beschreibung der Ausstellung von 35.000 Zinnsoldaten im Antiken- 
saal des Friedmann und Weberschen I-Iohenzollernhauses in Berlin, welche 
vor mehreren Monaten stattfand. Sie läßt erkennen, daß man dieser Sache 
im Deutschen Reich eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet hat und zur 
Aufstellung sogar archäologische und militärische Hilfskräfte heranzog. Der 
Wert der Vorführung als Bildungsmittel ist damit besonders betont worden. 
Für uns liegt aber auch noch die Bedeutung einer Anregung zu indu- 
strieller Betätigung vor, die nicht unterschätzt werden sollte. 
Wenn in diesen kampferfüllten Tagen der Belebung einer friedlichen 
Betätigung ein Gewinn erwachsen kann, so muß dies dankbarst begrüßt 
werden. Der Erfolg, vom Standpunkte der weiten Verbreitung nützlicher 
Belehrung gesehen, ist schon durch den, außerordentlich starken Besuch 
der Wiener Veranstaltung verbürgt worden. Nun möge auch durch Aufnahme 
des Gebotenen von kunstindustrieller Seite eine dauernde und nutzbringende 
Verwertung der gebotenen Anregungen folgen.
	        
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