1.34
Das war die zweite Blütezeit der
Stadt.
Und in sie fällt eine Reihe der be-
stenGrabsteine desFi-iedhofsmuseums.
Zunächst ein paar Reliefdar-
Stellungen von Kindern. So des Wald-
bereiters Johann Schwenden Töchter-
lein Justina, gestorben 1609, deren
Gestalt der Bildhauer in eine Hache
Nische gestellt, aufs feinste gekleidet,
obwohl sie nur ein Jahr und 20 Wochen
alt wurde. Der lange Glockenrock läßt
kaum die Fußspitzen frei, die schmale
Schürze ist mit Spitzen besetzt, unter
dem Barett sitzt ein goldener Stirnreif
mit roten und grünen Steinen, an den
Händen, die drei rote Rosen halten,
vergoldete Armbänder.
Denn es ist ein besonderer Reiz
dieses und einiger anderer Mährisch-
Trübauer Grabreliefs, daß sie bemalt
sind. Die kleine Dame Justina ist in
Weiß gekleidet, trägt rote Schuhe und
roten Schulterkragen zur gefältelten
weißen I-Ialskrause. Dazu den Gold-
schmuck mit bunten Steinen.
Die besten bildhauerischen Lei-
stungen aber, die sich erheblich über
die sonstige provinzielle Tätigkeit
vereinsamter Landkünstler erheben,
Grabstein des Hans Littwitz von Alten-Rauden sind die Vier prächtigen Grabplaftgn
(Mähdschaüübw) der Littwitz von Alten-Rauden. Ein
seltsam günstiges Geschick hat sie in tadelloser Neuheit erhalten. In dem
hoch über der Stadt Mährisch-Trübau malerisch gelegenen, seit alters her
fest ummauerten Friedhof liegt eine eigene kleine Kirche. Als man an ihre
Neupfiasterung schritt, fand sich, daß der Steinfußboden unter den Kirchen-
bänken aus alten Grabplatten besteht. Doch nicht wie sonst üblich, mit
der Bildfläche nach oben, sondern umgekehrt, die Rückseite nach aufwärts.
Das kam den Platten natürlich zustatten. Als man sie hob, sahen sie in ihrer
unberührten Frische aus, als wären sie eben von der Werkstatt gekommen.
Sie stammen aus dem Jahre 1618 oder 161g. Am 4.]uni 1618 war Frau
Elisabeth, geborene Glaubitz aus dem Hause Brieg, die Gattin des Hans
Littwitz von Alten-Rauden, gestorben; schon wenige Wochen später, am
8. August, ist ihr Sohn Hans Görge (Georg) ihr im Tode gefolgt und am 18.