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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 5)

führung sich das vom Oberstkämmereramt Seiner Majestät herausgegebene 
Jahrbuch des Allerhöchsten Kaiserhauses den Dank der deutschen For- 
schung in ungewöhnlichem Maße erwerben würde". (Die Glasgemälde des 
Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin, I, Seite 225.) 
Der Ruhm der gotischen Kirchen in Frankreich beruht zu einem großen 
Teile auf ihren Glasfenstern. Niemand wird den Eindruck einer wahrhaft 
geheimnisvollen, ja überirdischen Räum- 
lichkeit vergessen, der die enge Wendel- 
treppe zur Sainte Chapelle in Paris empor- 
gestiegen ist. Obgleich hier außer drei 
Chorfenstern sämtliche von Viollet le Duc 
erneuert sind (allerdings ziemlich gut im 
Geist der alten), beruht der Eindruck des 
Märchenhaften in diesem wahren Juwel 
der Baukunst auf dem farbigen Licht, 
das völlig gleichmäßig von allen Seiten 
wie in einen Glaskasten eindringt, un- 
gehemmt von Mauern, die von vier Meter 
Höhe an überhaupt aufhören. Reiner ist 
der künstlerische Eindruck freilich in der 
Kathedrale von Chartres, wo x13 Glas- 
fenster des XII. und XIII. Jahrhunderts 
unversehrt blieben; und die höchste 
Weihe kann man wohl in der Kathe- 
drale St. Pierre zu Poitiers empfinden, 
einem mit kühner Selbständigkeit neben 
der Gotik stehenden I-Iallenbau des 
XII. Jahrhunderts in Westfrankreich, wo- 
hin der Bereich des gotischen Systems 
.  nicht gedrungen war. Unter den Fenstern 
. - - - _. dieses Gotteshauses, das eine der wun- 
Augsburgemomfenster derbarsten und seltensten Schöpfungen 
zweireI-lälfte desXLJahrhunderlsQiach Schmitz) mittelalterlichen Raumgefühls ist: beün" 
det sich im Chor das große Kreuzigungs- 
fenster, eine der genialsten Darstellungen des christlichen Mysteriums von 
welterschütternder Größe und zugleich eines der Farbenwunder, an das kein 
Gemälde italienischer Renaissance heranreicht. 
Vergleicht man aber die deutsche Glasmalerei mit der Frankreichs ins- 
gesamt, so wird es einem so ergehen, wie mit der mittelalterlichen Kunst 
dieser beiden Länder überhaupt. Die Erstgeburt des Schöpferischen und die 
Vollendung der Form muß man der französischen Gotik in allen Zweigen 
zugestehen; die Mannigfaltigkeit in den Lösungen und den Reiz der Persön- 
lichkeiten hat Deutschland voraus. In den Glasgemälden insbesondere ist 
früh eine Mitarbeit bestimmter Maler und wandernder Werkstätten neben 
 
 
 
 
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