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völlig den Ausschlag geben.
Aber selbst in diesen Gemälden
auf Glas bestimmen die Schran-
ken der Technik in erheblichem
Maße das Aussehen, so daß
selbst einem Laien in der
farblosen Wiedergabe sofort
der Unterschied zwischen einem
Tafelgemälde und einer Glas-
scheibe in die Augen springen
wird.
Daß schon die Römer far-
bige Verglasung kannten, ist
durch Funde in Rom und Pom-
peji erwiesen, und daß diese
antike Erbschaft von Byzanz
(wo sie zum Beispiel die I-Iagia
Sophia schmückt) und Ravenna
her ins merowingischeFranken-
reich eindrang, steht außer
durch literarische Zeugnisse fest
durch ein Fenster, das Pilloy
x872 in Sery-les-Mezieres (an
der Aisne) gefunden hat. Diese
Fenster byzantinischen Stils
waren aber, wie die der Römer
(und der Araber), rein ornamen-
tal. Der Gedanke, bildliche Dar-
stellungen mit diesem profanen
Material zu verbinden, lag zu-
nächst sehr fern und mag
phantastisch genug geklungen
haben. Er war auch dem phan-
tasiegewaltigen jugendlichen
Volk der Deutschen vorbehal-
ten, der Karolingerzeit, und
dem technischen Fortschritt in
der Verglasung. Wann und wo
aber die figürlichen Fenster er-
St. Ursula aus St. Kunibert in Köln, Mitte des XIII. Jahrhunderts
(nach I-IeinersdorFf)
funden sind ä wahrscheinlich in Benediktinerklöstern - ist nicht mehr
auszumachen. Tatsache ist, daß die ältesten Fenster die fünf im Augsburger
Dom mit Prophetengestalten im Jahre 1065 entstandenen sind und daß ihr
Stil der strenge frühromanische ist, der in Weiterbildung der Regensburger
Buchmalerei die byzantinisch lineare Starrheit zur Grundlage hat. Schon bei