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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 6)

von seinem eigenen Können beigesteuert haben 
dürfte. Die kleinen Bronzestatuetten in der 
silbernen Kapelle zu Innsbruck, für die Kölderer 
die erwähnten Visierungen fertigte, geben jeden- 
falls keine Anhaltspunkte, aus denen eine Stil- 
verwandtschaft mit dem Lusterweibchen, für 
das Fischnaler eine Vorzeichnung des gleichen 
Meisters annimmt, hergeleitet werden könnte. 
Versagt also mangels geeigneten Materials 
die stilvergleichende Methode, so möchte ich 
damit dennoch nicht Fisehnalers Taufe der 
Sterzinger Leuchter-Figur auf Kölderer preis- 
geben, und zwar aus den schon berührten 
Punkten, nämlich, daß dieselbe sich so glücklich 
in das Werk des Architekten, den Rathaussaal, 
einfügt und urkundlich erwiesen ist, daß Kölderer 
mehrfach derartige Dekorationsstiicke gefer- 
tigt hat. 
Rechnen wir nun mit einer Visierung des 
Meisters, so erübrigt sich noch die Frage nach 
dem Bildhauer. Es ist wohl kaum zu erwarten, 
daß wir ihn auf Grund archivalischen Materials 
mit Namen werden kennen lernen, dagegen 
besteht bei dem ausgesprochenen Stilcharakter 
des Leuchterweibchens die Möglichkeit, andern 
Arbeiten des Schnitzers und des Kölderer- 
schen Werkstattkreises nachzuspiiren. 
Hier erscheint mir schon aus örtlich-nach- 
barlichen Gründen zuerst der Altar der Knapp- 
schaftskapelle St. Barbara in Gossensaß einer 
näheren Betrachtung wert!" Er war 1893 auf 
der kunsthistorischen Landesausstellung aus- 
gestellt gewesen, fand aber außer ein paar be- 
schreibenden Erwähnungen nirgends die seiner 
Bedeutung entsprechende Untersuchung (Abb. 4 
bis 5). Er zeigt den üblichen Typ der spätmittel- 
alterlichen Altäre, einen Schrein auf hoher 
Predella mit einem Flügelpaar. Im Schrein 
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Abb. 7. 
Holzfigur der Madonna in der Samm- 
lung Seiner Exzellenz des Grafen Hans 
Wilczek in Wien 
stehen unter einem dreiteiligen, aus tektonischen und floralen Motiven 
reich gegliederten Baldachin drei Heiligentiguren: in der Mitte etwas über- 
höht die Patronin des Kirchleins St. Barbara, neben ihr die Heiligen Lauren- 
" Lübke a. a. 0., S. x63. i Riehl a. a. 0., S. go. - Ferner Der Kunslfreund. IX (1893), S. go. Hans Semper, 
Michael und Friedrich Pacher rgu, S. 33x, wo weitere Literaturangaben - Heinrich von Woerndle, Markt 
Gossensaß. Gossensaß rgo8, S. 52. Woher des letzteren Angaben, Lübke spreche „von schwäbischen Ein- 
Güssen", stammen, ist nicht ersichtlich. 
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