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Full text: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 6)

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Kraushaar und dem aufgeworfe- 
nen Mund. Es ist aber nicht nur 
das rein Formale, was sich an 
beiden Werken deckt, sondern 
auch das Technische, die eigen- 
artig persönliche Führung des 
Schnitzmessers, die die Formen 
schuf. 
Betrachten wir noch einmal 
die Schreinfiguren, in erster Linie 
die heilige Barbara! Die neue 
Zeit spricht aus ihr. Die elegische 
oder lyrische Stimmung der Hei- 
ligen von ehedem mit ihren zar- 
ten Gliedern und den verträumten 
Sinnen hat dem Pathos Platz ge- 
macht; schwer lastend ruht die 
Gestalt auf der breiten Schritt- 
Stellung der Beine, und massige 
Falten betonen die kraftvollen 
Körperformen. 
Den gleichen Habitus wei- 
sen nun noch zwei Madonnen- 
figuren auf, von denen sich die 
eine, kleinere, im Germanischen 
Nationalmuseum zu Nürnberg 
(Abb. 6),": die andere größere in 
der Sammlung Seiner Exzellenz 
des Grafen ,I-Ians Wilczek in 
Wien (Abb. 7)" befindetjosephi 
hält die Nürnberger Figur für 
bayerisch, eine Anschauung, die 
ich ursprünglich selber hegte, in- 
dem ich glaubte, sie etwa der 
Chiemgau-Gruppe oder dem un- 
teren Inntal zuweisen zu sollen. 
Die stilistische Zusammenge- 
hörigkeit dieser Figur mit der der 
Sammlung Wilczek habe ich 
schon früher festgestellt, unter 
Ablehnung der Zuweisung die- 
ser letzteren an die fränkische 
Abb. u. Rechter Flügel des Barbara-Altars in der Knapp- 
schaftskapelle zu Gossensaß 
' Walter Josephi, Die Werke plastischer Kunst im Genn. Museum in Nürnberg. Nürnberg, xgro, Nr. 402. 
4'" julius Leisching, Figurale Holzplastik, Wien, l (rgoB), Tafel V, Nr. ro.
	        
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