den Todes; an ihre Stelle
trat das kernhafte üppige
Weib mit vollen runden
Formen, kraftstrotzend
in allen Gliedern und voll
heroischen Mutes, der
mit fester Hand dem
Schwert den Weg zum
Herzen weist (Abb. 3).
Und so schwärmerisch
auch die tränenschwe-
ren Augen zum Himmel
blicken, keine Wimper
zuckt, keine Zähre ent-
rinnt ihnen. Der Ent-
schluß ist gefaßt, nichts
wird die Tat hemmen.
Es liegt etwas von an-
tikem Geiste in diesem
Bilde todesmutigerFrau-
engröße, der sich nicht
nur aus dem Motiv
selbst erklärt, sondern
sich auch trotz der deut-
schen, fast etwas derben
Gesinnung des ganzen
Werkes unverkennbar in seiner Einfachheit und Schlichtheit geltend macht.
Freilich völlig kann und will sich der Meister nicht aus der Tradition
losreißen. Mehr noch als das phantastische Kostüm lehrt es uns das
wirbelnde Untergewand. Aber in der Figur selbst, in den Körperformen,
dem Doppelkinn, den Falten des vollen Halses, der Betonung der Schulter-
knochen, den Gruben und Grübchen der Brust und in der kräftig eleganten
Haltung der rechten Hand mit der wunderbaren Linie des von pulsenden
Adern übersponnenen Unterarrns fühlt man den Fortschritt, das gesteigerte
Sehen und die Beherrschung der Formen. Vielleicht steckt noch arn meisten
in dem Kopfe vom Mittelalter, in dem halbgeöffneten Mund und in den
hochgezogenen Augenbogen, mit denen der Künstler den seelischen Ausdruck
zu erreichen suchte. Aber bei dem gleichen Problem versagte noch wenige
Jahre vorher auch dem Größten die Kraft - Albrecht Dürer in seiner
Lucretia der Münchener Pinakothek, deren müder Führung des tötenden
Schwertes gegenüber die Sterzinger Heroine weit mehr den Zug ins Große
verfolgt.
Der Frage nach dem Meister des Lusterweibchens ist bisher nur Konrad
Fischnaler, der verdienstvolle Chronist seiner Vaterstadt Sterzing und vor
Abb. 2. Putto vom Lusterweihchen des Rathauses zu Sterzing