Beschwitz mit feiner malerischer Nachfühlung der Glasurreize; Mohrbutters Harmonien
in tiefem Königsblau der Gefäße und der blassen Rosen; die irisierenden antiken Gläser auf
Brokat.
Landschaften voll wechselnder Temperamente tauchen auf. Dills „Alte Föhren und
junge Birken" in mattem Blond und fahlem Dunkel schimmern voll Duft und Dämmerung.
Erlers letzte Mahd sprüht und spritzt in scharfem Licht von hellsprenkeligem Grün.
FriedersdorEs italienische Vegetation spiegelt das brennend Stachliche sonnengedörrter
Agaven wieder im fressenden Mittagslicht grüner und gelber giftiger Töne. Kayser-Eich-
bergs „Aufziehendes Wetter" dräut verhalten dumpf mit balligen Wolken und bleigrau
verhangenen Feldern. Eine mit Gefühl erfaßte Wasser- und Uferstimmung mit Binsen und
verlöschender Uferferne von „F. Lindau, Potsdam" interessiert auch durch die Person
ihres Urhebers, es ist der jüngste Sohn des Prinzen Friedrich Leopold, der schon durch
seine linienwitzigen Schattenrisse in einer Silhouettenausstellung bei Friedmann und
Weber auffiel.
Dekorative Spiegelung beabsichtigt Alfred Helbergers Schneeberge im Frühling rnit
ihren farbigen Schmelzstreifen, die sich gleich grün und roten Stickerei- und Applikations-
bändern durch die weiße Fläche schlängeln.
Voll reinem Klang schwebt Christian Landenbergers Frühlingsgöttin mit herb-
knospendem Jugendkörper über die geblümte Wiese. Aus dieser Bewegung spricht etwas,
wie sich Isadora Duncan ihre Tanzandacht vorstellte, ohne sie zu erfüllen.
Seltsam bewegt steht man vor zwei venezianischen Stimmungen Karl Leipolds:
Filigranarchitekturen in seidiger Luft, aufgelöst zu Schimmerphantomen.
Die schöne Stadt, die, wie Hofmannsthal seinen Abenteurer sagen läßt, „nie ver-
sagt", wird nun vielleicht ganz zum Phantom.
Zwei Stücke guter Malerei, jenseits von aller Einschachtelung, stellen sich mit Erich
Feyerabends Viehmarkt dar (scheckige Kuhrücken mitMännern in Blaukitteln, eingeschlossen
vom Kranz der Giebelhäuser) und der originellen „Post" vom Stuttgarter Robert Haug mit
dem gelben Kutschkasten auf grauschattendem Wandhintergrund und dem abgeschirrten
schrägfrontig davor stehenden Dreigespann des dunklen, weißen und braunen Gauls, und
alles so sacht und heimelich in den Abend verliießend, so daß man an eine schnörkelige
Kleinstadt- und Gasthausszene in Herbert Eulenbergs Drama vom „Natürlichen Vater"
denken möchte.
Ein Wort über Graphik und Plastik zum Schluß.
Voll spielenden Einfalls zeigt sich der Zirkusholzschnitt von Paul Kuhfuß mit seiner
schwarziieckigen Figurenmusterung im Trichterausschnitt des Raumes, übersponnen von
dern Strebepfeiler- und Sparrenwerkgewebe der Arena.
Ausdruckshaft wirkt Brendels „Ver1orener Sohn" mit den Bächig satt gestreckten
Schweinen unter der l-Iängebirke und dem unglückseligen Häuflein Menschlichkeit, zer-
lumpt am Abhang hockend. Virtuos trifft die Kaltnadelradierung von Paul Herrmann den
amerikanischen Radierer Pennell. Die Kunst des Weglassens, der fruchtbaren Andeutung,
des Aussparens, der suggestiven Kurzschrift wird in dieser Mosaik von Krisselstrichen
überlegen gehandhabt.
Von den Skulpturen fallt angenehm der Jungfernkranich von Gomansky auf mit der
schönen Senkungsebene von Hals und Rücken; die an ägyptische Ahnen erinnernde Katze
von Kübart; die Stilisierungen von Möller (eine Frau in der Gliederkriimmung von Schenkel-
und Armbeuge wie in einer Architektumische) und von Peterich (das Weib mit der Falten-
wurfüberwallung ihrer archaisch rilligen Haarportiere).
Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch eine Plastik erwähnen, die nicht hier steht
und auch noch nicht öffentlich ward: des Bildhauers Ebbinghaus Kopf von dem gefallenen
Ludwig Frank.
Bezwingend schien mir diese Verewigung in mattleuchtender Bronze. Das innere
Leben des Feuergeistes glüht in diesen Zügen als große stille Flamme; die Imperatoren-