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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 6)

Trophäen bemalt oder prangen im Schmuck des Doppeladlers, des eisernen Kreuzes und 
der österreichischen Fahnen im Eichen- und Lorbeergewinde. Mit ähnlichen Emblemen 
sind Aschenschalen, Teller, Tassen, kleine Vasen und dergleichen ausgestattet. Der 
hohen Qualität der Gmundener Ware wird man recht inne, wenn man die daneben 
stehenden, zum Teil sehr kostspieligen Produkte der königlichen Porzellanmanufaktur in 
Berlin mit ihnen vergleicht. Während bei den Gmundener Fayencen Material und Dekor 
eine untrennbare Einheit bilden, haben wir es hier mit sorgfältig ausgeführten, ein wenig 
süßlichen Bildchen zu tun, die zufällig auf Porzellan gemalt sind und ebenso gut auf Papier. 
Blech oder sonst etwas hätten gemalt werden können. Die große Plakette rnit dem unter 
der Glasur bemalten Doppelporträt Kaiser Franz Josephs I. und Kaiser Wilhelms II. 
ist sogar rnit ihren rosa Fleischtönen in den mattgrünen Medaillons eine ganz schlimme 
Geschmacklosigkeit, die man einer unter der Leitung von Schmuz-Baudiss stehenden 
Anstalt nimmermehr hätte zutrauen mögen. Das beste was da ist, wie zum Beispiel 
der Teller mit dern in der Wintemacht wachehaltenden deutschen Soldaten, ist direkt 
von Kopenhagen beeinilußt. Einem Grenzgebiet zwischen Graphik und textiler Kunst 
gehören die „Vivatbänder" an, deren Sitte, seit dem Siebenjährigen Krieg verschollen, 
von dem Berliner Kunstverlag Amsler ä Ruthhardt neu belebt worden ist. Das Vivat- 
band ist eine lange, schmale, bunte, mit Emblemen und InschriRen bedruckte Schleife, 
die von den Herren des preußischen Hofes aus Anlaß der Siege Friedrichs des Großen 
getragen wurde; sie stimmt ja auch vortrefflich zum buntseidenen Rokokofrack, während 
sie sich auf der tristen modernen Herrenkleidung ein wenig deplaciert ausnimmt. 
Immerhin ist es ein Verdienst, den hübschen alten Brauch wieder erweckt zu haben, 
und zumal in den August- und Septemberwochen des vorigen Jahres flatterte nach jedem 
der raschen deutschen Siege aus dem Berliner Verlag ein neues Vivatband hervor. 
In Österreich wurde die Anregung vorn Linzer Volksbund aufgegriffen und den aus 
diesem Verlag hervorgegangenen Vivatbändem, die gleichfalls alle in der Ausstellung 
enthalten sind, kann man die Anerkennung nicht vorenthalten, daß sie viel dekorativer 
und wirkungsvoller ausgestattet sind als die fast durchwegs recht kleinlich und illustrativ 
befangenen Berliner Vivatbänder. Vor allem das Vivatband auf die verbündeten Heere 
von Klemens Brosch ist ein kleines dekoratives Meisterwerk. Unter den ausgestellten 
Graphiken nehmen die fast lebensgroßen Porträte des deutschen Kaisers und des 
ermordeten österreichischen Thronfolgers, Originalradierungen von Professor Schmutzer 
in herrlichen Abdrucken vor aller Schrift, schon dem Umfange nach die erste Stelle ein. 
Ihnen schließen sich das lebensgroße Porträt Seiner Majestät des Kaisers, eine farbige 
Originalradierung von Professor Unger, Originalradierungen von lvo Saliger (Wien) mit 
Porträten Conrads von Hötzendorf und Hindenburgs und dergleichen an. Die herrlichen 
Photogravüren des großen Bruckmannschen Porträtwerkes, das den verbündeten Heer- 
führern gewidmet ist, und die stilisierenden Porträtzeichnungen von Karl Bauer (auf Stein) 
sind vollzählig ausgestellt. Unter den künstlerisch ausgestatteten Flugblättern nehmen die 
von dem bekannten Münchener Verlag Hans von Weber herausgegebenen die erste Stelle 
ein, wenigstens was die geschmackvolle Arbeit des Verlegers betritft. Ob dieser dagegen 
in der Wahl des Künstlers (Bruno Goldschmidt) einen glücklichen Griff getan, bleibt 
dahingestellt. Rohheit scheint hier wie so oft in der neuesten deutschen Kunst mit Kraft 
verwechselt worden zu sein. Ungemischte Freude bereitet den Besuchern der Ausstellung 
die Betrachtung der prächtigen farbigen Kriegskarikaturen von Adolf Hengeler, von denen 
seit August 1914 bereits vier Serien erschienen sind. 
Den breitesten Raum in der Ausstellung nimmt die Lithographie ein, die sich mit 
einer wahren Vehemenz auf die Darstellung der Kriegsereignisse geworfen hat. Da sind 
zunächst die Künstlerfiugblätter „Kriegszeit", welche Berliner Künstler, die der Berliner 
Sezession angehören oder nahestehen, im Verlag Paul Cassirer erscheinen lassen. Sie 
enthalten Zeichnungen von Liebermann und Trübner, Tierfabeln von dem ausgezeichneten 
Tierplastiker August Gaul, wuchtige Kompositionen von Otto Hettner, die augenscheinlich
	        
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