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Full text: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 6)

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sechs Jahre später entstan- 
denen Melusinenzyklus an- 
mutet, hat die Malerei des 
Meisters, der mit dem Lan- 
de Oberösterreich durch so 
viele enge persönliche Be- 
ziehungen verknüpft war, 
in der Oberösterreichischen 
Landesgalerie eine voll- 
gültigeVertretunggefunden. 
Jene Beziehungen spiegeln 
sich auch in zwei jüngst 
im Kunsthandel erworbe- 
nen genialen Schwindschen 
Porträtkarikaturen der Brü- 
der josef und Anton von 
Spaun; aus weißem Papier 
ausgeschnittene Silhouet- 
ten mit reicher Innenzeich- 
nung in Sepia. Besonders 
glücklich ist die Karikatur 
Antons von Spaun ausge- 
fallen, der x833 als k. k. 
Landrat der Begründer des 
Linzer Museums wurde 
und 1846 für Schwind 
den Auftrag zur Ausmalung 
des großen Landhaussaales 
mit Fresken aus der ober- 
österreichischen Landesge- 
schichte durchsetzte, des- 
Sei! Ausführung leider die Johann B. Reiter „Die junge Polin" (Museum Francisco-Carolinum in Linz) 
Ereignisse von x848 ver- 
hinderten. Gleichfalls auf der Auktion Boerner wurde ferner eine köstliche aquarellierte 
Landschaft von Karl Rottmann (Tempelruinen am korinthischen Meerbusen), eine biblische 
Federzeichnung von ]ulius Schnorr von Carolsfeld (Heimsuchung, 1856) und ein farbiger 
Karton von Eduard von Steinle (Kopf der Madonna aus der Krönung Mariens in der Chor- 
apsis des Straßburger Münsters, 1876) erworben. Ein alter Gönner der Oberösterreichischen 
Landesgalerie, der regierende Fürst Johann von und zu Liechtenstein, beschenkte sie im 
Vorjahre wieder mit einer Reihe von Handzeichnungen Ludwig Richters, die die Kunst des 
großen Dresdener Zeichners in allen ihren Entwicklungsstufen vorführen. Da sind zunächst 
Arbeiten aus den römischen jugend- und Wanderjahren: Cenci, die schöne, rabenlockige Hirtin 
von Civitella, mit spitzem und hartem Bleistift in streng nazarenischem Stil porträtiert (ver- 
gleiche das bei Mohn, Seite 7 abgebildete verwandte Blatt). In jenem malerischen Felsennest 
im Sabinergebirge verbrachte der junge Richter 1825 ein paar glückliche Sommerwochen; 
er hat diesem Aufenthalte später ein ganzes Kapitel seiner Lebenserinnerungen gewidmet. 
Ein zweites Blatt aus dieser Zeit gibt sich durch die Vergleichung mit dem Ölbilde vorn 
jahre x825 im Museum zu Leipzig als eine Studie der Landschaft von Rocca di Mezzo zu 
erkennen. Ein drittes und viertes Blatt sind durchgeführte Entwürfe zu Buchillustrationen 
aus der reifen Zeit, der auch eine wonnige, in Sepia ausgeführte Skizze ruhender Hirten- 
knaben angehört. Ein Jahr vor des Meisters Tode endlich ist das rührende, mit versagender 
Hand und erblindenden Augen ausgeführte Blatt entstanden, welches den Großvater Richter
	        
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