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kritischer Prüfung der Qualität hätte allein jene Gruppe von Arbeiten
beifällig aufgenommen werden können, welche künstlerische Eigenschaften
besitzt und in diesem Sinne „Kunstglas" genannt wird.
Vom Standpunkte der industriellen Ziele rnußte aber der Rahmen
weiter gesteckt werden. Die Ausstellung gibt die wichtige Tatsache der
Öffentlichkeit zur Kenntnis, daß „Exportglas" nicht immer „Kunstglas" ist,
wenn es auch scheinbar auf seinen Wegen wandelt und früher daraus
hervorging. Ohne daß es in der Absicht der Schaustellung lag, nur durch
die Klarstellung der tatsächlichen Verhältnisse gibt nun die Zusammen-
stellung jener Stücke, welche in großen Mengen ins Ausland gewandert
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Ausstellung österreichischen Kunst- und Exporrglases im Österreichischen Museum. j. k L. Lobmeyr, Kristall-
gefäß mit Schmuckfiguren in Gemmenschnitt, Entwurf von M. Powolny
und nach den Wünschen und Forderungen der einzelnen Absatzgebiete
geartet sind, ein Bild davon, was in vielen Kulturstaaten der Erde von
böhmischem Glas ausgewählt und gesucht wird.
Dieses Exportglas ist in einer eigenen Abteilung zusammengefaßt, nach
Ausstellern und nach den Ländern des Exportes gruppiert.
Hier ist ein Studiengebiet für den Wirtschaftspolitiker, für den
industriellen Fachmann geschaffen, das allen Freunden künstlerischer
Entwicklung aber wohl weniger Freude bereitet; wenn es auch hauptsächlich
von den Faktoren Angebot und Nachfrage beeinflußt ist, wie sie bis heute
wirksam waren, so zeigt es zugleich den großen Abstand, in dem sich jene
Faktoren von den wünschenswerten Schönheitsgeleisen bewegen. Der heutige
Zustand und dessen Lehren für die Zukunft bilden ebensosehr die Sorge des