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Der Vollständigkeit wegen muß auch die Abteilung für Gipsabgüsse
erwähnt werden. Da naturgemäß die Originale von Werken der Antike in
Amerika selten sind, so bilden gute Abgüsse eine wichtige Quelle des Studiums.
In Sälen und Höfen sind Kopien griechischer Skulptur in historischer Reihen-
folge und geschmackvoller Anordnung aufgestellt. Auch römische Skulpturen
sowie solche der italienischen Renaissance sind in guten Abgüssen und in
großer Zahl vorhanden.
Das Museum in Boston ist zu einem der Hauptzentren für das
Kunststudium in den Vereinigten Staaten geworden. Seinen besondern
Wert bekommt es aber noch dadurch, daß die Leiter bemüht sind,
das große Publikum für die bildenden Künste zu interessieren. Das
Resultat muß vor allem auch den amerikanischen Künstlern, die im
eigenen Lande verhältnismäßig wenig Anregung und Hilfe erhalten,
zugute kommen. '
Der Präsident des Museums ist derzeit Gardiner Martin Lane. Arthur
Fairbanks ist der verdienstvolle Direktor des interessanten Kunstinstituts.
WIENER KUN SIfLEiBI-IN-Sß VON
iR" FISCHE i .
KASPAR RITTER VON ZUMBUSCI-LT Der Nester unter den Wiener Bild-
haueru, welchem Wien so viele hervorragende Denkmäler dankt, Kaspar Ritter von
Zumbusch, ist am 26. September im Alter von 85 ]ahren gestorben. Seine Heimat war
Westfalen (Herzebrock), der Ort seiner Studien und ersten Betätigung München und von
dort berief ihn die österreichische Unterrichtsverwaltung x87 3 als Professor an die Wiener
Akademie der bildenden Künste, in dem Augenblick, als er in München durch große Auf-
träge ausgezeichnet wurde. Auch in Wien beschäftigte er sich sofort mit einer großen
Arbeit - dem Denkmal Maria Theresias (enthüllt 1888) - und schuf schon vorher das
Beethoven-Denkmal (enthüllt 1880). Seitdem und nebenher sind von ihm eine ganze Reihe
anderer großer Monumente, wie das des Feldmarschalls Radetzky und des Erzherzogs
Albrecht, sowie zahlreiche Porträtwerke, plastische Arbeiten für Bauten, Denkmalentwürfe
geschaffen worden, die sein ungemein tätiges und arbeitsfreudiges, in ruhigem Geleise
wandelndes Künstlerleben ausfüllten, dem das Glück jenen frühen Erfolg und jene
stetige Gunst bescherte, die so wenigen zuteil werden. Seine Lehrtätigkeit war von
praktischer Wirksamkeit, weil sie so stark durch eigene produktive Arbeit unterstützt wurde.
Als Persönlichkeit von Würde und Ruhe schuf sich Zumbusch viele Anhänger und Verehrer
unter den Freunden der Kunst in allen Kreisen. Von 1878 bis xgox gehörte er dem
Kuratorium des Österreichischen Museums an.
KUNSTSALQN HIRSCHLER. Moderne Kriegsgraphik in einer Auswahl,
wie sie der deutsche Kunsthandel jetzt verbreitet, bietet der Kunstsalon Hirschler
zur Schau. Es ist eine, wenn auch nicht erschöpfende oder vollständige, doch recht
lehrreiche Übersicht eines Teiles jener Arbeiten, welche unter dem Eindruck der
jüngsten großen Ereignisse entstanden. Künstler von Rang und Namen und auch solche,
deren Eigenart uns noch fremd ist, junge, impulsive Neuerer linden sich da. Litho-
graphie, Radierung, Holzschnitt, Linoleumschnitt wechseln ab. Konventionelle alt-
meisterliche und modern impressionistische und futuristische Blätter, Naturstudien und