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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 9)

stilisierte Raumlösungen reihen sich aneinander. Es liegt etwas von der Zerrissenheit 
und Verworrenheit der Bestrebungen unserer der Kunst nicht günstigen Zeit darin, 
was sich noch durch das Bemühen deutlicher ausprägt, neuen schwierigen Problemen 
gerecht zu werden. 
Am leichtesten gelangen die Schilderer eigener Beobachtungen zur Wirkung. So 
bietet M. Oppenheimer in seiner „SiegesnachrichW ein bewegtes, großes Straßenbild, 
Gelbke in einer „Ballonlandung" einen packenden Vorgang, Liebermann in Bewegungs- 
studien Detailbilder von Soldatenliguren. Eine andere Gruppe strebt danach, inneren 
Erlebnissen, Erschütterungen der Seele Ausdruck zu geben, sie will den dramatischen, 
ergreifenden Augenblicken durch inhaltreiche iigurale Kompositionen gerecht werden, wie 
Scholtz, Weinzheimer in ihren Lithographien, Heitmüller und A. Gerbig in ihren Holz- 
schnitten, A. Kolb in Radierungen. Der Kampf um die Fahne, die Justifizierung von 
Spionen, Franktireurs, dann wieder Visionen, wie „WinternachW, „Hekatomben", Massen- 
gräber" zeugen von den tiefen Nachwirkungen der Soldatenbriefe, der Schilderung mensch- 
licher Schicksale. Hier liegt wohl eines der bedeutendsten Probleme für den Graphiker, 
der tiefer in die Seele zu blicken vermag und auf die Seelen zu wirken strebt. Es wird am 
häufigsten von jüngeren Künstlern studiert. 
Es ist schon viel Gutes vorhanden und mehr wird sicher noch entstehen. Alle Tech- 
niken sind mit ihren Ausdrucksmöglichkeiten am Werk. Daß der Holzschnitt und der 
Linoleumschnitt hier breite und kraftvolle Ausbildung fand, ist für die weite Verbreitungs- 
möglichkeit und dekorative Verwertung guter Blätter sehr günstig. 
Endlich treten auch Versuche auf, die nur den über allen Dingen schwebenden 
Ewigkeitsgehalt, die vom Realen losgelöste Vision im Sinne eines Dranges zur Tat fassen 
wollen. Da ist Willi Geigers „An die Pferde", Edwin Scharffs „An die Fahnen" und 
mehreres andere, das dem jüngsten Streben nach neuen Ausdrucksformen gerecht wird, 
wenn auch gerade hier noch oft das Unzulängliche zum Ereignis wird. Aber eine Fülle von 
Zukunftsmöglichkeiten lebt in solchen Kühnheiten, die großen Persönlichkeiten einen 
freien Weg bahnen. 
Diese Großen fehlen uns noch. Sie werden kommen wie in jeder großen Zeit. Die 
Kunst darf hinter den Leistungen der Technik, des Kraftbewußtseins und der Einigkeit 
großer Völker nicht zurückbleiben, wenn sie auch noch damit vollauf zu tun hat, die großen 
Eindrücke aufzusaugen und zu verarbeiten. 
K LEINE: NACHRI   l " 7 4 
 
HANDBUCH DER GLASMALEREI. Die in der Romantik des XIX. Jahr- 
hunderts neu entfachte Freude am Farbenschmuck der Fenster hat im Laufe der 
letzten Jahrzehnte die wünschenswerte wissenschaftliche Vertiefung erfahren. Den zahl- 
reichen Einzelbearbeitungen begrenzter Gebiete, wie sie in jüngster Zeit für die Schweiz, 
Bayern, Schwaben, die Rheinlande, dann der größeren Sammlungen in Nürnberg, München 
und Berlin erschienen sind, schließt sich neuerdings der Versuch an, einen zusammen- 
fassenden Überblick über den Werdegang der Glasmalerei im allgemeinen zu gewinnen. 
Es ist die Beißige, gut geschriebene und bildlich vorzüglich ausgestattete Arbeit von Josef 
Ludwig Fischer, die in Hiersemanns Handbüchern herauskamß 
Bietet es auch schier unübersteigliche Schwierigkeiten, sich an einen so weit 
gespannten Leserkreis wenden zu sollen, wodurch man gezwungen ist, vielerlei zu 
bringen, um manchem etwas zu bringen, so gelang es dem Verfasser doch, das 
"' Handbuch der Glasmalerei. Für Forscher, Sammler und Kunstfreunde wie f iir Künstler, Architekten und 
Glasmaler. Von Josef Ludwig Fischer, mit 4B Textabbildungen und x51 Abbildungen auf x 35 Tafeln. Leipzig, 
Verlag K. W. Hiersemann, xgxq.
	        
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