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grund, die Schädelstätte Golgatha und die Ansicht Jerusalems sind weich
und malerisch behandelt.
Einen mehr kunsthandwerklichen Charakter zeigt die etwa aus der
Mitte des XVII. Jahrhunderts stammende Arbeit in Egerländer Reliefintarsia
(vermutlich von Adam Eck, Eger, gestorben 1664), welche ein in der Tracht
des Dreißigjährigen Krieges gekleidetes vornehmes Brautpaar im Freien
unter einem Baum sitzend zeigt, während aus den Wolken das Sinnbild
der Verlobung (zwei Hände, die sich ergreifen, und zwei Herzen, die durch
den Verlobungsring vereinigt sind) erscheint (Abb. 18). Er hält eine Tulpe in der
Linken, sie drückt die Rechte beteuernd an die volle Brust. Zu den Füßen
des Paares ein schlummernder Hund, im Hintergrund erscheint in schwachem
Relief eingelegt die Silhouette einer Stadt, die an Eger mit seiner kaiserlichen
Burg und mit den Türmen von St. Niklas erinnert. Das Ganze ist in der
bekannten Weise jener Reliefintar-
sien in Verschiedenfarbig geheizten
Hölzern ausgeführt, mit reicher, zar-
ter Ziselierung; eine biedere deutsche
Barockarbeit.
Bei dieser Gelegenheit sei es
vergönnt, einer andern charakteri-
stischen österreichischen Barock-
schnitzerei zu erwähnen, die aller-
dings mit der Kleinplastik nichts zu
tun hat, sondern in Lebensgröße und pracht-
voller Stilisierung einen Adler darstellt (Lin-
denholz, bemalt, Höhe 76 Zentimeter), der
mit ausgebreiteten Flügeln stehend gedacht
ist und über seine Schultern nach rück-
wärts blickt. Es handelt sich in diesem
lebensvollen Werke um jenen Adler, der
in Linz für das Bugspriet des Schiffes
geschnitzt wurde, das 1683 nach dem Ent-
satz von Wien den siegreichen Kaiser
Leopold I. in seine Hauptstadt zurückführte.
Als historische Merkwürdigkeit wurde er
im Hause des Herrn Vinzenz Gartenauer,
„bürgerl. Handelsmannes zu Linz" aufbe-
wahrt und von diesem 1836 dem Museum
seiner Vaterstadt gespendet (Abb. 19).
Jener Generation italienischer Bild-
hauer, die auf Georg Rafael Donners Jugend
einen entscheidenden künstlerischen Ein-
fluß ausübte, dürfte die interessante Buchs-
Abb. 23. Franz Schwanthaler (?), Heiliger
statuette eines unter dem Kreuze stehend Michael, Lindenholz, bemalt und vergoldet