MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 10)

und der schmerzlich zusammen- 
gezogenen Augen, der sprechen- 
den Hände und flatternden Haare 
hebt diese Statuette über das 
Niveau ähnlicher, für die häus- 
liche Andacht ge- 
schaffener Figu- 
ren empor. Sie 
steht vielleicht 
dem Bildhauer 
Franz Schwan- 
thaler nahe, an 
den wir auch bei der schön- 
bewegten Figur des Erzen- 
gels Michael (Höhe 40' 5 Zenti- 
meter), vergoldet und poly- 
chromiert, denken müssen, 
der, im Kontrapost bewegt, in 
den beiden erhobenen Armen 
die Wage hält (fehlt). Das 
Profil des behelmten Kopfes 
und die Behandlung des Ge- 
wandes erinnern an drei aus 
der Kirche in Lohnsburg stam- 
mende, jetzt dem Rieder Mu- 
seum gehörende Figuren aus 
dem Jahre 1726 (heiliger An- 
dreas und zwei Engel), die 
auf Franz Schwanthaler zu- 
rückgehen (Abb. 23). 
FranzSchwanthaler(x6g3 
bis 1762) gehört bereits der 
dritten Generation jener be- 
rühmten Rieder Bildhauer- 
familie an, die in der zwei- 
ten Generation mit Thomas 
Schwanthaler (1634 bis 1707) 
kunstgeschichtliche Bedeu- 
tung zu gewinnen beginnt, 
um schließlich in der sech- 
sten Generation mit Ludwig 
von Schwanthaler zu gipfeln 
(vergleiche darüber den Auf- 
satz von Franz Berger im 
 
 
 
 
 
 
Abb. a5. 
Franz Schwanthal er 
derjüngere, Kreuzi- 
gung, Lindenholz 
vierten Heft der Rieder „Heimat- 
kunde", 1911, Seite 8 ff.). Auf 
Johann Peter Schwanthaler den 
Älteren (1720 bis 1795) dürfte wohl 
die umstehend abgebildete Kom- 
position einer Pietä 
(Lindenholzrelief, 
Höhe 51 Zentime- 
ter, Breite 29 Zenti- 
meter) zurückzu- 
führen sein, die in 
Oberösterreich ei- 
ne außerordentliche Popula- 
rität gewonnen hat und infol- 
gedessen in der Werkstatt des 
Künstlers in verschiedenen 
Materialien (Stein, Ton und 
Holz) wiederholt wurde (Abb. 
24). Eine dieser Wiederho- 
lungen befindet sich heute 
noch auf dem linken Seitenal- 
tar der Kirche in Mehrnbach; 
eine zweite, ein Steinrelief, ist 
in einem Hause in Ried über 
der Tür eingemauert. Zwei 
andere sind in Privatbesitz, 
eine fünfte (Holzrelief) im Lin- 
zer Museum und eine sechste 
(gebrannter Ton, kalt bemalt) 
im Linzer Diözesanmuseum, 
das in jüngster Zeit dem Lin- 
zer Museum einverleibt wor- 
den ist. 
Alle diese Kompositionen 
weichen nur in geringen Ein- 
zelheiten von dem schönen 
Relief des Linzer Museums ab 
und erhalten ein besonderes 
Interesse dadurch, daß sie die 
alpenländisch - volkstümliche 
Abwandlung des Komposi- 
tionsschemas zeigen, welches 
dem Donnerschen Bleirelief 
in der Martinskirche zu Preß-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.