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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 10)

 
dies ist nun so geschildert, wie wenn Wolken und ein 
Sturmwind, der in die Gewänder der Beteiligten fährt, 
den Sterbenden emporhüben. Die Brüder zu den Seiten 
des Heiligen knien nieder und suchen ihn an seinem 
Mantel festzuhalten; so ergibt sich die reich und Hackernd 
bewegte Silhouette eines gleichschenkeligen Dreiecks; 
die Behandlung der Köpfe ist überaus weich, die Falten- 
gebung derb und großzügig, dem Material angemessen. 
Die Gruppe, die 1877 durch Ankauf an das Museum kam, 
dürfte im dritten oder viertenjahrzehnt des XVIILJahr- 
hunderts entstanden sein (Abb. 30). 
Derselben Zeit gehört die einst wohl der Haus- 
andacht dienende kleine Gruppe der Madonna an, die 
das in ihrem Schoße schlummemde Kind anbetet 
(Gruppe, hinten ausgehöhlt, aus gebranntem Ton, 
Höhe IQ'5 Zentimeter). In der Volutenkartusche am 
Sockel ist der lateinische Reimvers eingraviert: „In 
Gremio Matris Recubat Sapiäa (Sapientia) Patris." 
Auch hier ist das Bestreben ersichtlich, den Umriß des 
gleichschenkeligen Dreiecks, das die Komposition um- 
schließt, aufzulockern; die Bewegung des Kopfes im 
Kontrast zu den gefalteten Händen geht auf das un- 
zähligemal kopierte Bernini-Schema zurück. Vortreff- 
AW 33- Cmsws i" d" lich ist die Gestalt des in Gesundheit schwimmenden 
Manersäule,AlabasterJVlit- . .. .. . 
.. h, Xvm Jahmundms und in schlummerndes Behagen aufgelosten gotthchen 
Knaben charakterisiert (Abb. 31). 
__ Auch das I-Iochrelief eines Engelsturzes (gebrannter Ton mit weißem 
Olanstrich, Höhe 15x, Breite 110 Zentimeter) mutet auf den ersten Blick 
noch barock an und erinnert etwa an jene virtuose, reichdurchbrochene Elfen- 
beingruppe eines Engelsturzes im Bayrischen Nationalmuseum in München 
mit ihrer ähnlich verwickelten Figurenkomposition (Abb. 32). Sieht man 
aber näher zu, so zeigt sich deutlich, daß das 
Linzer Relief wesentlich jünger, etwa um 1780 an- 
zusetzen ist; einzelne Figuren, wie die ruhevoll ge- 
lagerten Engel in der Ecke rechts oben und die 
mächtige Gestalt des Luzifer in der Mitte unten, 
tragen bereits klassizistisches Gepräge. Sonst aber 
atmet die ganze Komposition mit ihrem Konglo- 
merat unzähliger durcheinander veriiochtenen Figu- 
ren noch völlig barocken Geist; das Aufsuchen und 
virtuose Überwinden technischer Schwierigkeiten ist 
ja für jene Zeit so überaus charakteristisch. Das Abb-u- Anwniv Abßndißü). 
Ganze ist aus fünfzehn einzeln geformten und ge- P""E'""d'i""" d" Küwi" 
Maria, Gemahlin Kaiser Maxi- 
brannten Tonplatten zusammengesetzt, deren Fugen milians 11., Kelheimer Stein 

	        
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