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Feld wird, wie das ganze Küstenland, seitdem die Höhen vollkommen entwaldet und
verkarstet sind, von bösen Nordoststürmen heimgesucht. In Folge dessen sind die
freundlichen Häuser auch hier mit Hohlziegeln gedeckt und häufig die Dächer auch mit
Steinen beschwert. Wenn die Bora auf einen aufgeschlichteten Heuschober trifft, zerstiebt er
vor ihrem Hauch wie Spreu, ja sie wirbelt sogar die Erde auf und trägt sie bis Istrien
hinab. Die Sage verlegt auf das Grobniker Feld die Entscheidungsschlacht gegen die
Tataren, und erzählt, die Croaten hätten hier dem König BÜa IV. Leben und Krone
gerettet. Von einer uralten Mauer, die von Fiume längs der Rjecina bis Nanos in Krain
zu verfolgen ist, findet man noch Spuren bei Lopaca und Jelenje, sowie in dem Engpaß
von Bukovo. Über das Alter dieser Befestigungslinie ist man nicht im Klaren; einige sehen
in ihr einen Grenzwall zwischen Liburnern und Japoden, die anderen ein Römerwerk.
Östlich von Grobnik erreicht mau über Cernik auf guter Straße den periodischen
See von Kukuljanovo (Kukuljansko jezero). Der Wassermangel ist eine Landplage des
Küstenlandes. Die ganze, an tausend Seelen zählende Gemeinde Kukuljanovo bezieht ihr
Trink- und Nutzwasser aus einem Tümpel, der im Sommer aber auch häufig austrocknet.
Die Bevölkerung muß dann nach Buccari hinab ums Wasser und man zahlt für ein
kleines Tragfäßchen 16 bis 18 Kreuzer. Zu diesen Zeiten gibt es im Orte mehr Wein als
Wasser. Der periodische See von Kukuljanovo liegt auf dem Grunde einer jener
charakteristischen runden, doppeltrichterartigen „Ponikva", welche einen Durchmesser von
1500 Meter hat und 300 Meter tief ist. Die ganze Vertiefung ist zur Zeit, wenn das
Wasser durch Abzuglöcher zurücktritt, eine sehr schöne und fruchtbare Oase, wo nebst
Nutzpflanzen aller Art die Narzisse „Ponikvarica" und die Muskathyacinthe blüht, welche
das Volk die „Schlangenspindel" nennt.
Von Kukuljanovo gelangt man auf steinigem Wege nach Skriljevo, das sich von dem
genannten Dorfe getrennt hat. Von hier führt der Weg nacb Sv. Kuzam, einem schmucken
Dörflein am obersten Rande der Bucht von Buccari. Westlich von Sv. Kuzam liegt weit
hingestreckt das liebliche Dorf Draga, dessen Weingärten einen im Küstenlande sehr
geschätzten Wein liefern. Draga ist eines der lebhaftesten Dörfer des Küstenlandes.
Längs des Baches Martinscica, der manchmal nur vom Morgen bis zum Abend
fließt, gelangt man auf steinigem Wege nach Martinschizza (Martinscica). das seinen
Namen nach der im Jahre 1445 erbauten St. Martinskirche führt. Hier stehen dicht am
Meere Mühlen und werden von einem Bache getrieben, der mit voller Gewalt aus dem
Felsen hervorbricht. In Martinschizza befindet sich das Seelazareth; hier wird auch, wenn
nöthig, die vorgeschriebene Quarantaine abgehalten. Die Straße führt von da nach
Kostrena Sv. Lucija, einem alten Seemannsheim. Mehr als anderwärts fällt es auf, daß
man im ganzen Orte keine jungen Männer sieht, sie sind alle in der Ferne. Die ganze