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AUSGEWÄHLTE WERKE DER KLEIN-
PLASTIK IM LINZER MUSEUM Sie VON
HERMANN UBELL-LINZ Sh
IE Sammlung von Werken der Kleinplastik im Museum
Francisco-Carolinum, von denen im folgenden eine
kennzeichnende Auswahl dargeboten wird, setzt
sich zum Teil aus alten Beständen, die fast aus-
schließlich aus Oberösterreich selbst stammen, zum
Teil aber auch aus Stücken des Legates Ludolf
zusammen, das im Jahre 1898 dem Museum zufiel.
Dieses Legat nun hat einen durchaus inter-
nationalen Charakter. Emanuel GrafLudo1f, 1823
in Linz geboren, hatte Gelegenheit, in Paris, Holland
und in Madrid, in Konstantinopel und in Rom,
wohin ihn seine diplomatische Karriere führte, seiner Sammlerpassion zu
frönen. So vereinigt denn das reiche Erbe, das er dem Museum seiner
Vaterstadt zugewendet hat, Gegenstände derverschiedenartigsten Provenienz.
Emails von Limoges neben rhodischen Schüsseln, antike Marmorköpfe
neben Gemälden von Eugenio Lucas, dem Schüler Goyas, französische
Bronzen neben Meißner Porzellan und Zinn-
schüsseln von Enderlein. Der gemeinsame ß
Stempel, den alle diese Gegenstände
an sich tragen, das Band, das die dis-
paratesten Objekte verbindet, ist die
hohe Qualität, auf die der feinsinnige
Sammler sorgsam achtete und wel-
cher er alle andern Rücksichten unter-
ordnete. Bei allen Gegenständen,
die nicht der Sammlung Ludolf angehören, darf
eine lokale Provenienz mit ziemlich großer Wahr-
scheinlichkeit angenommen werden.
So stammt zum Beispiel gleich der neben-
stehend (Abb. 1) abgebildete bronzene Cruci-
fixus, mit dem wir die Besprechung einer kleinen
Auswahl der Bronzen eröffnen, aus der Um-
gebung von Braunau am Inn, wo das Figürchen
beim Bau eines Bauernhauses sechs Fuß unter
der Erde aufgefunden wurde (erworben 1866).
Es rührt jedenfalls von einem Vortragkreuz
her und zeigt den Typus des XII. Jahrhunderts:
Christus, bärtig, den Kopf von einem Reif mit vier
Blattzacken bekrönt, steht vor dem Kreuz mit .
unbefestigten Füßen auf dem Scabellum. Die Abb.x. Cruciüxus,romanischeBronze
n.