510
Blatt (B. 88) im Marienleben die kniende Madonna, den stehenden ]osef
und den Hohenpriester mit dem Kinde, endlich den die Säule links
im Vordergrund umklammernden Zuschauer entnahm. Für die Verkün-
digung und Heimsuchung haben die Schnitte B. 83 und B. 84, gleichfalls
aus dem „Marienlebenß als Vorbilder gedient. Auch für die Beschneidung
Christi sowie die heilige Familie lassen sich wenigstens in einzelnen
Details Analogien zu graphischen Arbeiten Albrecht Dürers feststellen.
In derselben Weise wollen wir die Passionsplaketten den Reliefs am
Silberaltar gegenüberstellen; auch
da lassen sich unleugbar zahl-
reiche Analogien erkennen, zu-
nächst in der Gliederung und den
Details der Architektur. Das Ton-
nengewölbe, das Bernhart als Be-
weis für Dauchers Autorschaft
auf der Plakette mit der Hand-
waschung des Pilatus angeführt
hat, finden wir am Silberaltar als
Bekrönung der Darstellung im
Tempel. Noch deutlicher tritt
die Verwandtschaft zutage, wenn
man einzelne Figuren in Stellung,
Haltung und Gewandbehandlung
durchnimmt. Die von rück-
wärts gesehenen Gestalten am
Krakauer Altar, nämlich die des
Mohrenkönigs auf der „Anbe-
i tung", des Zuschauers mit der
Kapuze links bei der „Darstel-
lung im Tempel", die des, letz-
terem nahezu identische, nach
links Schreitenden auf dem
„Tempelgang Mariä", endlich
der heiligen Anna bei der „Begegnung" stelle man zusammen mit Maria und
Johannes auf der Kreuzigungsplakette und den Schergen auf den beiden
Plaketten mit „Christus vor Kaiphas" und „Christus vor Pilatus", und die
stilistische Übereinstimmung ist so deutlich, daß ein Zusammenhang zwischen
den beiden Reliefserien unbedingt angenommen werden muß.
Dehnen wir die Untersuchung auf die Außenseiten des Silberaltars aus,
die Hans Dürer gemalt hat, so wird unsere Ansicht nur noch bestärkt. Hierfür
zwei Beispiele: Gleich der Hohepriester rechts unten (abgebildet Beth, Abb. 3,
Seite 83), der genau in derselben Haltung von vorne gesehen auf dem Throne
sitzt und das Kleid auf der Brust zerreißt, wie auf der Plakette, ist sehr wichtig.
Auf der Dornenkrönung des Krakauer Altars (abgebildet Beth, Abb. 6, Seite 87)
Abb. 4. joachimsthaler Zinnkanne (Museum in Salzburg) mit
Nürnberger Passionsplaketten